Schaustück des Monats Februar 2015:
Transportkiste aus dem Zweiten Weltkrieg
In der beliebten Veranstaltungsreihe "Schaustück des Monats" stellen Ihnen die Museen der Stadt Nürnberg während ca. 30-60 minütiger Spezialführungen besondere Exponate aus dem Besitz der Stadt Nürnberg vor.
Bei dem Schaustück von Februar 2015 handelt es sich um eine Transportkiste aus dem Zweiten Weltkrieg, in der nach Kriegsende Beweisdokumente und Unterlagen für die Anklage nach Nürnberg gebracht wurden. Bei der Kiste handelt es sich um einen "Dachbodenfund", also ein Objekt, dessen historischer Kontext eher zufällig entdeckt und das daraufhin von seinem Besitzer den Museen der Stadt Nürnberg zur weiteren Nutzung überlassen wurde.
Solche Kisten waren im Zweiten Weltkrieg militärische Alltagsgegenstände, in denen unterschiedlichste Gegenstände, insbesondere empfindliches Material wie Munition transportiert wurden. Bis heute sind sie zahlreich erhalten.
Die Besonderheit der im Memorium Nürnberger Prozesse ausgestellte Kiste ist erst bei der Betrachtung der Unterseite erkennbar, weshalb sie hier auch mit den Boden nach oben gezeigt wird.
Dort ist mit einer Schablone folgende gelbe Beschriftung aufgebracht:
From
Legal Div.[ision] OMGUS
APO 742. U.S. Army
To
Office fo Mil.[iltary] Gov.[ernment]. US
Secr.[etary] for Mil.[itary] Tribunals
Aten. Secretary General
APO 696- A US Army
Nuernberg, Germany
CU5 80LBS [=ca. 36 kg]
Anhand dieser Beschriftung ist erkennbar, dass die Rechtsabteilung (Legal Division) der US-Militärregierung im besetzten Deutschland (OMGUS = Office of Military Government for Germany U.S.) diese Kiste an den Generalsekretär des Gerichtshofs (Secretary General des Secretary of Military Tribunals) sendete. Die APO-Nummern verweisen auf die jeweiligen Militärpostämter (Army Post Office).
Der Zeitpunkt des Versands der Kiste lässt sich nicht genau bestimmen. Wahrscheinlich erscheint jedoch eine Zuordnung zu den sogenannten Nürnberger Nachfolgeprozessen, die von Dezember 1946 bis April 1949 vor amerikanischen Militärtribunalen stattfanden.
Die Transportkiste wird in der Ausstellung dennoch im Kontext der Vorbereitung des Internationalen Militärtribunals 1945 gezeigt, da sie beispielhaft für die Flut von Dokumenten steht, die von den Alliierten zur Vorbereitung des Prozesses nach Nürnberg gebracht wurden. Gleichzeitig ist dieses zunächst so unscheinbar wirkende Exponat geradezu symbolhaft für die Neuartigkeit des Nürnberger Prozesses: Ein Alltagsgegenstand des Kriegs wird zum Vehikel seiner Aufarbeitung.