
Wer darf mögliche Täterinnen und Täter von Kriegsverbrechen anklagen? Soll nur angeklagt werden, was auch schon geltendes Völkerrecht ist? Ist die Todesstrafe vorgesehen? Und werden auch Personen verurteilt, die bei der Verhandlung nicht anwesend sind? Mit diesen und zahlreichen weiteren Fragen waren die Schöpfer des Hauptkriegsverbrecherprozesses nach dem 2. Weltkrieg konfrontiert. Und viele der Themen werden auch heute noch hitzig diskutiert. Ein neues Lernspiel ermöglicht den Besucherinnen und Besuchern des Memoriums sich selbst mit völkerstrafrechtlichen Fragen auseinanderzusetzen.
Internationale Strafgerichtsbarkeit – auch eine Frage der Aushandlung
Im Zentrum des Spiels steht die Protagonistin Aline Chalufour, eine Juristin im französischen Anklageteam. Als Insiderin erlebt sie die Herausforderungen der internationalen Zusammenarbeit, die Spannungen zwischen Recht und Politik und die Unsicherheiten des sich in Nürnberg weiterentwickelnden Völkerstrafrechts. Die Spielerinnen und Spieler begleiten Aline bei der Erfüllung verschiedener Missionen. Dabei vervollständigen sie Beweisketten, sortieren Akten, führen Gespräche mit historischen Figuren und sammeln Gegenstände im Justizpalast.
Ziel des Spiels ist es, Lösungen für die Aufarbeitung von internationalen Verbrechen zu finden. Anhand der Biographien soll Empathie und Verständnis für die Position von historischen Entscheidern eingeübt und die eigene ethische Position reflektiert werden. So wird gezeigt, dass die juristische Aufarbeitung von Kriegen und internationalen Verbrechen keine Selbstverständlichkeit ist. Häufig ist sie begleitet von moralischen Konflikten und politischen Kompromissen.
Das Lernspiel zielt also auf mehr als nur Unterhaltung ab und gehört damit zum Genre der Serious Games. Als Kooperationspartner konnten das Fritz-Bauer-Institut in Frankfurt am Main, das Haus des Spiels der Museen der Stadt Nürnberg und die Studiengänge Game Design und Management sowie Mediendesign und Management der Hochschule Fresenius gewonnen werden. Entwickelt wird das Serious Game von dem bereits mehrfach ausgezeichneten Spieleentwicklerstudio Playing History.
playinghistory.de
Das Spiel wird ab Ende des Jahres 2025 als App für Gäste der Dauerausstellung des Memoriums auf Deutsch und Englisch nutzbar aber auch über Appstores öffentlich zugänglich sein. Es ist für Einzelpersonen konzipiert und richtet sich an Jugendliche wie an Erwachsene.
Das Projekt wird in der Bildungsagenda NS-Unrecht von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) und dem Bundesministerium der Finanzen (BMF) gefördert.