Bereits am 9. Dezember 1946 wurde mit dem "Ärzteprozess" der erste der sogenannten "Nachfolgeprozesse" im Schwurgerichtssaal eröffnet. Bis 1949 wurden hier und in anderen Verhandlungssälen des Nürnberger Justizgebäudes insgesamt 12 Verfahren vor amerikanischen Militärgerichten verhandelt.
Aber auch nach Abschluss dieser Prozesse verblieb das Gebäude in amerikanischer Nutzung und wurde im Verlauf der nächsten 20 Jahre schrittweise zurückgegeben. Der Schwurgerichtssaal wurde am 30. Juni 1961 offiziell an die Bayerischen Justizbehörden übergeben. Noch im gleichen Jahr erfolgte eine umfassende Baumaßnahme, mit der die Umbauten der Amerikaner rückgängig gemacht wurden. Dazu zählt auch eine komplett neue Möblierung. Seitdem ist der Saal wieder ein Ort deutscher Rechtsprechung.
Im Mai 2000 boten die Museen der Stadt Nürnberg erstmals an den Wochenenden öffentliche Führungen in dem historischen Sitzungssaal an, die Jahr für Jahr mehr Besucher anzogen. Aufgrund der Baumaßnahmen zum Memorium Nürnberger Prozesse waren diese Führungen seit Dezember 2008 nicht mehr möglich.
Die Einrichtung der neuen Dauerausstellung des Memoriums Nürnberger Prozesse wurde nur möglich, weil bislang ungenutzte Flächen im Dachgeschoss umgebaut werden konnten. Seit dem 1. März 2020 wird der Saal 600 nicht mehr für Gerichtsverhandlungen genutzt. Damit ist er zum ersten Mal in seiner über einhundertjährigen Geschichte kein Ort der Rechtsprechung mehr und sein Wandlungsprozess vom Gerichtssaal zum Erinnerungsort wurde vollendet.