Notre Combat – Unser Kampf.
"Notre Combat" ist viel mehr als eine Kunstausstellung.
Während Adolf Hitlers "Mein Kampf" in Deutschland öffentlich derzeit nur zu wissenschaftlichen Zwecken einsehbar ist, setzt man sich in Frankreich schon seit Jahren aktiv mit diesem Buch auseinander. Anlässlich der hierzulande gerade einsetzenden Diskussion, wie man nach dem Auslaufen der Urheberrechte im Jahr 2015 und dann allgemeiner kommerzieller Verwertbarkeit damit umgehen soll, zeigt das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände eine beeindruckende Ausstellung. In ihrem Mittelpunkt steht eine französische Ausgabe von "Mein Kampf" aus dem Jahr 1934. Linda Ellia hat 2005 in einem weltumspannenden Kunstprojekt über sechshundert Menschen aus 17 Ländern - Künstler ebenso wie Laien - aufgefordert, sich mit diesem Buch auseinanderzusetzen und eine Seite des Werkes künstlerisch gestalten, kommentieren oder verfremden. Die Pariser Künstlerin, die selbst aus einer sephardischen jüdischen Familie stammt und im Alter von acht Jahren vor dem Antisemitismus in Tunis floh, wollte sich mit dieser Aktion den Gräueln des Nationalsozialismus stellen. Sie möchte mit ihrem Projekt ein Stück Erinnerungsarbeit leisten, damit das Geschehene nicht vergessen wird und zeigt so gleichzeitig, dass die Erinnerung an jene Zeit inzwischen global geworden ist.
Linda Ellia über die Entstehung des Projektes: "Als ich in den Besitz von Adolf Hitlers 'Mein Kampf' kam, war es, als hielte ich ein glühendes Eisen in den Händen. Ich konnte das Buch unmöglich für mich behalten, ich musste es mit anderen teilen. (...) Eines Abends sah ich es klar vor Augen: (...) Ich würde die 600 Seiten des Buches einzeln herausschneiden und sie jeweils einer Person meiner Wahl geben oder einer, der ich zufällig begegne. (...) Jede sollte auf der ihr zugeteilten Seite die durch diese hervorgerufenen Gefühle ausdrücken. Das Werk würde 'Unser Kampf' werden. Dank dieser umgestalteten Seiten werden wir gemeinsam die Erfahrung einer Neuinterpretation machen."
Die Ausstellung war bislang nur in Genf, San Francisco und Caen zu sehen und wird nun erstmals in Deutschland gezeigt.
Ausstellungseröffnung
Dienstag, 19. Juni 2012, 18.30 Uhr
Eine Ausstellung in Kooperation mit dem Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus sowie der Bayerischen Landeszentrale für Politische Bildungsarbeit.