Künftiger Umgang mit dem Reichsparteitagsgelände

Die baulichen Reste des Reichsparteitagsgeländes dominieren bis heute große Teile des Stadtbildes im Südosten Nürnbergs. Der inzwischen über 75 Jahre dauernde Umgang der Stadt Nürnberg mit dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände und seinen Bauten war von verschiedenen Phasen geprägt. In den ersten Jahrzehnten nach 1945 mischten sich Ratlosigkeit, Ignoranz, Verdrängung und ein schlichter Pragmatismus. Die neue Demokratie hatte für derartige Bauten, deren einziger Zweck die propagandistische Selbstdarstellung des nationalsozialistischen Regimes war, wenig Verwendung: Autorennen, Sportveranstaltungen und die Nutzung als Lagerfläche sowie die Sprengung baufälliger und unfertiger Gebäudeteile prägten das Bild.

Erst als mit der Neufassung des bayerischen Denkmalschutzgesetzes 1973 die Bauwerke des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes unter Schutz gestellt wurden, begann ein Umdenken. Bewahren und Erhalten der Bauwerke sowie das Informieren über NS-Geschichte ersetzte nach und nach das vorherige Beschweigen. Die Einrichtung einer ersten, aufgrund geringer Geldmittel einfach gehaltenen Ausstellung "Faszination und Gewalt" in der Zeppelintribüne 1985 war ein entscheidender Schritt für mehr historische Information auf dem Gelände. Aufgrund der auf die Sommermonate beschränkten Öffnungszeiten, des damals schon problematischen Bauzustandes der Tribüne sowie des ansteigenden Besucherinteresses aus aller Welt wurde dieser Ausstellungsort 2001 durch die Eröffnung einer zeitgemäßen Dauerausstellung im Dokumentationszentrum in der ehemaligen Kongresshalle ersetzt. In den im Jahr 2004 vom Stadtrat einstimmig beschlossenen Leitlinien zum künftigen Umgang der Stadt Nürnberg mit dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände wurde der Erhalt der Gebäude mit einer aufklärerischen Bildungsarbeit verknüpft.

Zeppelinfeld und -tribüne

Schon seit Jahren befindet sich vor allem das Zeppelinfeld mit der Zeppelintribüne, den Türmen und Wallanlagen in schlechtem Zustand. Besonders die eindringende Feuchtigkeit verursacht große Schäden, die aus Sicherheitsgründen bis heute zur Absperrung immer weiterer Flächen zwingen. Im November 2011 plädierten in der vom Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände ausgerichteten Fachtagung "Erhalt oder Verfall?" Experten aus dem In- und Ausland für einen Erhalt und die weitere Zugänglichkeit der Tribünenanlage.

Den 2004 verabschiedeten und 2015 erneut einstimmig vom Stadtrat bestätigten Leitlinien folgend beschloss die Stadt Nürnberg, die bauliche Sicherung der Anlagen und deren Erschließung für eine zukunftsgerichtete geschichtskulturelle Auseinandersetzung mit dem historischen Ort anzugehen. Ziel ist es, die seit 1973 unter Denkmalschutz stehenden Bauten im heutigen Zustand auch für nachkommende Generationen als Lernort zu erhalten.

Im Rahmen einer von der Stadt Nürnberg beauftragten Analyse des Bauzustandes wurden ab 2015 an Musterflächen Varianten für eine bauliche Sicherung von Zeppelinfeld und -tribüne getestet. Das vom Dokumentationszentrum im gleichen Jahr erarbeitete Grundlagenpapier des "ErfahrungsRaums" möchte das bestehende Informationsangebot durch neue, intuitive Zugangswege erweitern. Alle Ideen und Maßnahmen präsentierte die 2015 im Dokumentationszentrum gezeigte Ausstellung "Das Gelände. Dokumentation. Perspektiven. Diskussion." Auf dem vom Kulturreferat der Stadt Nürnberg abgehaltenen Symposium "Erhalten! Wozu? Perspektiven für Zeppelintribüne/-feld und das ehemalige Reichsparteitagsgelände" diskutierten international anerkannte Fachleute aus den Disziplinen Architektur/ Denkmalpflege, Pädagogik, Kunst und Geschichtswissenschaft über den angemessenen Umgang mit den NS-Bauwerken im 21. Jahrhundert.

Das im Sommer 2016 vom Dokumentationszentrum erstellte "Nutzungs- und Vermittlungskonzept" zeigt Möglichkeiten eines erweiterten pädagogischen Programms auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände sowie einer vertieften inhaltlichen Auseinandersetzung mit den Hinterlassenschaften der NS-Zeit. Es diente als inhaltliche Grundlage für die Gesamtkostenberechnung einer baulichen Sicherung von Zeppelintribüne und Zeppelinfeld und fließt in die künftige Neugestaltung des Areals ein.

Aktuelle Informationen über Konzeptdetails, die Förderstruktur und den Projektstand finden Sie unter
Themenseite des Geschäftsbereichs Kultur der Bürgermeisterin der Stadt Nürnberg zu Zeppelinfeld und -tribüne


Kongresshalle

Mit der Bewerbung Nürnbergs zur Europäischen Kulturhauptstadt 2025 entwickelte die Stadt Nürnberg Pläne, ein Teilstück der Kongresshalle dauerhaft als Ort für Kunst- und Kultur zu etablieren. Seit Ende der 1940er Jahre diente die Kongresshalle vor allem als Lager für unterschiedlichste Mieter, vom Versandhaus Quelle bis hin zu Kanuverein und Depot der städtischen Museen. Im südlichen Kopfbau befindet sich der Konzertsaal der Nürnberger Symphoniker sowie die Open-Air Bühne "Serenadenhof", im nördlichen Kopfbau wurde 2001 das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände mit seinem markanten Architekturzeichen des österreichischen Architekten Günther Domenig eröffnet. Auch wenn Nürnberg nicht den Zuschlag zur "Kulturhauptstadt Europas 2025" erhielt, soll der angestoßene Planungsprozess in den kommenden Jahren fortgesetzt werden. Mit der Entscheidung des Nürnberger Stadtrats im Dezember 2021, die Kongresshalle zudem als Standort für eine temporäre Ausweichspielstätte der Oper während der notwendigen Sanierung des Opernhauses zu nutzen, erweitern sich die Pläne für die Zukunft des einstigen NS-Baus.

Aktuelle Informationen über den Stand aller Planungen, Machbarkeitsstudien sowie Videos zu bisherigen Veranstaltungen finden Sie unter
Themenseite des Geschäftsbereichs Kultur der Bürgermeisterin der Stadt Nürnberg zur Kongresshalle
Bauvorhaben Opernhaus und Ausweichspielstätte