Das Reichserntedankfest auf dem Bückeberg bei Hameln 1933-1937. Ein Volk dankt seinem Verführer
"Faszination und Gewalt", "Verführung und Zwang" sind Schlüsselbegriffe, mit denen das Doppelgesicht des "Dritten Reiches" beschrieben wird. Zwang und Gewalt gehörten bis in die ersten Kriegsjahre nicht zu den persönlichen Alltagserfahrungen durchschnittlicher Bürger. Mit dem inszenierten "schönen Schein" des "Dritten Reiches", wie er sich in variierenden Massenfesten zeigte, waren sie tagaus tagein konfrontiert. Die Reichsparteitage in Nürnberg sind ein Sinnbild dafür.
1933 wurde als Fest des Landvolks das Reichserntedankfest auf dem Bückeberg bei Hameln geschaffen. Bis 1937 strömten alljährlich am Sonntag nach Michaelis Hunderttausende von Bauern aus allen Teilen des Reiches in ihren Trachten auf den von Albert Speer gestalteten Festplatz. Vordergründig ein Fest des Landvolkes, der deutschen "Stämme" und Landschaften und ihres Brauchtums, bildete das Reichserntedankfest in Wahrheit die Kulisse für die Selbstinszenierung des Regimes und der Massenverführung. Es diente der Einschwörung der Bevölkerung auf die Ziele des Nationalsozialismus und damit der Vorbereitung auf den Krieg.
Mit der Ausstellung zum Erntedankfest auf dem Bückeberg zeigt das Dokumentationszentrum ein eindrucksvolles Beispiel für die Verführungsgewalt des Regimes, die wie in Nürnberg nur eine andere Form gewalttätiger Politik war.
Ausstellungseröffnung mit einem Vortrag von Bernhard Gelderblom, Kurator der Ausstellung, Hameln, am Freitag, 20. November 2009, 19 Uhr.
Öffentliche Führungen durch die Ausstellung jeden zweiten Sonntag im Monat um 15 Uhr.