
Ruth Weiss, geboren 1924 in der jüdischen Familie Löwenthal in Fürth, emigrierte mit ihrer Mutter und Schwester Margot 1936 nach Südafrika, wohin der Vater bereits 1933 ausgewandert war. Als Kind erlebte sie zuerst den Antisemitismus und dann den Rassismus in Südafrika, dem Land, das ihrer Familie das Leben rettete. Sie stellte sich zeitlebens mutig Antisemitismus und Rassismus entgegen.
Beruflich gelang es ihr, sich als Wirtschaftsjournalistin zu etablieren, die in verschiedenen afrikanischen und internationalen Medien publizierte. Darüber hinaus traf sie Führer unterschiedlicher afrikanischer Unabhängigkeitsbewegungen, darunter Nelson Mandela und Robert Mugabe. Über längere Zeiten wurde ihr aufgrund ihres Engagements die Einreise in Südafrika und Südrhodesien (heue Simbabwe) verweigert. Ihre weiteren beruflichen Stationen waren immer wieder in Europa und in Afrika: Sie arbeitete unter anderem in London, Johannesburg, Köln und Harare.
Mit dem Ende ihrer journalistischen Laufbahn widmete sie sich in den 1990 er Jahren dem Schreiben von Kinder- und Sachbüchern. Sie schrieb auch historische Romane, die den Kampf gegen den Rassismus in Deutschland und Afrika widerspiegeln. Ihre Romane basierten immer auf historischen Recherchen so der 2024 in ihrem 100. Lebensjahr geschriebene Kriminalroman "Miss Moore und die Saboteure von Jütland" über jugendliche dänische Gegner der Nationalsozialisten. In ihren letzten Lebensjahrzehnten lebte sie zunächst in Lüdenscheid und zuletzt bei ihrem Sohn Alex in Skorping in Dänemark. Für ihr Schaffen wurde sie ausgezeichnet mit dem Bundesverdienstkreuz.
Anlässlich des 85. Jahrestags der Verkündung der Nürnberger Gesetze berichtete Ruth Weiß im September 2020 im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände über ihre Erfahrung von Diskriminierung, Ausgrenzung und Völkermord. Zwei Jahre später fand im Juli 2022 im Memorium Nürnberger Prozesse die Feierstunde anlässlich ihres bevorstehenden 98. Geburtstages statt. Ruth Weiss wurde vom PEN-Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland und Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König als "Wandernde zwischen den Welten" mit einer eigenen Festschrift geehrt und wandte sich in sehr persönlicher Erinnerung und Erfahrung von Diskriminierung, Antisemitismus und Rassismus an das Publikum und die Herausforderung an jeden Einzelnen sich gegen Unrecht an Menschen zu stellen.
Das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände und das Memorium Nürnberger Prozesse verlieren mit Ruth Weiss eine Gesprächspartnerin, eine Mahnerin der Erinnerung und Friedensarbeit. Sie bleibt unvergessen und in unserer Arbeit eine wichtige Mentorin der Menschenrechte und des Einstehens für aktives Handeln.
Ein Beitrag zu Ruth Weiss im Museenblog
Gegen den Hass und für die Menschenrechte
Ein Video der Feierstunde im Saal 600 im Juli 2022
Wandernde zwischen den Welten
Umfassendes Informationsmaterial stellt die Ruth Weiss Gesellschaft auf ihrer Website zur Verfügung
ruth-weiss-gesellschaft.de