
Tucherschloss in Trümmern!
Zerstörung und Wiederaufbau eines Nürnberger Kleinods
Ausstellung im Foyer des Museums Tucherschloss
Beim schweren Bombenangriff des 2. Januar 1945 auf die Nürnberger Altstadt wurde das Tucherschloss in der Hirschelgasse – wie auch die benachbarten Patrizieranwesen – schwerst beschädigt. Vom einstigen repräsentativen Sommersitz der bedeutenden Patrizierfamilie blieben nur drei Außenmauern des eigentlichen Schlossgebäudes inklusive des markanten Treppenturms unvollständig stehen. Sämtliche angrenzenden Gebäude wurden zerstört. Auch die fest eingebaute Innenausstattung des Schlosses – Wandvertäfelungen, Holzböden und -decken, Kachelöfen – wurde unwiederbringlich vernichtet.
Sichern konnte die Familie Tucher dagegen das gesamte bewegliche Inventar – die Möbel sowie die wertvollen Kunstwerke – das rechtzeitig ausgelagert worden war. Es ist bis heute beispielhaft für die Sammlerleidenschaft und den Kunstverstand seiner patrizischen Besitzer.
Fast 20 Jahre lang wurde das stark zerstörte Gebäude lediglich durch ein hölzernes Notdach und die die Vermauerung der Fenster vor den schlimmsten Witterungsschäden und vor Vandalismus geschützt.
Rettung für das Schloss kam schließlich von privater Seite, nämlich aus der eigenen Familie. Die Initiative zum Wiederaufbau ergriff Dr. Hans Christoph von Tucher (1904-1968), Bankdirektor, Vorstandsmitglied der Bayerischen Vereinsbank in München, Freund von Bundespräsident Theodor Heuss und sein Nachfolger als Verwaltungsratsvorsitzender des Germanischen Nationalmuseums. Er engagierte die Architekten Fritz und Walter Mayer, die bereits für den Wiederaufbau des benachbarten Pellerhauses verantwortlich gezeichnet hatten. Nach alten Plänen entstand so aus der noch vorhandenen Bausubstanz gemäß der historischen Proportion und Disposition ein stilgerecht rekonstruiertes Gebäude – ein absoluter Ausnahme- und Glücksfall für die damalige Zeit.
Ende 1968 waren die Bauarbeiten abgeschlossen: Am 24. Oktober konnte das neue Haus offiziell eingeweiht werden. Der umsichtige Initiator des Wiederaufbaus, Dr. Hans Christoph von Tucher, der das Schloss teilweise als Ruhesitz nutzen wollte, erlebte diese Feier selbst nicht mehr: Völlig unvermutet war er knapp drei Monate zuvor in London verstorben. So wurde das Schloss am 2. Februar 1969 erstmals der breiten Öffentlichkeit als Museum zugänglich gemacht.
Die Geschichte von Zerstörung, Zerfall und geglücktem Wiederaufbaus des einzigartigen Frührenaissancegebäudes spiegelt sich in zahlreichen eindrucksvollen Schwarzweiß-Fotografien, die fast ausnahmslos im Stadtarchiv Nürnberg bewahrt werden. Besonders augenscheinlich wird die Historie um tragischen Verlust und Wiederaufbauleistung im Vergleich mit Fotografien, die das Schloss und seine Lage in der Hirschelgasse vor der Kriegszerstörung zeigen. Die Ausstellung "Tucherschloss in Trümmern!" wirft dabei aber auch einen Blick auf die direkte Umgebung des Schlosses am Rand der "Sebalder Steppe" und deren Entwicklung in der Nachkriegszeit.
Blogbeitrag zur Entstehung der Ausstellung
Pressematerial zur Ausstellung
Dank für freundliche Unterstützung geht an die Tucher'sche Kulturstiftung und das Stadtarchiv Nürnberg.
- Kosten
- Außer dem Museumseintritt fallen keine weiteren Kosten an.

