Shenzhen grenzenlos
Fotografien von Bernd Telle
Das romantisch geprägte Chinaweltbild des Nürnberger Fotografen Bernd Telle – nämlich Mao-Anzug und Menschen mit Zöpfen – war sofort nach seiner erstmaligen Ankunft in der Sonderwirtschaftszone Shenzhen im Jahr 2004 zersprungen. Begleitet von Künstlern der Metropolregion Nürnberg, hatte er damals den NN-Kunstpreis und eine Fotoausstellung über Nürnberg im Gepäck. In Shenzhen, dem ehemaligen Fischerort im Schatten Hongkongs, erwarteten ihn keine kleinen alten Wohnviertel, sondern eine fröhliche quirlige Metropole, die sich in rasanter Geschwindigkeit neu erfand. Begeistert von dieser Dynamik war ihm sofort klar: "Da muss ich wieder hinfahren."
2006 konnte Bernd Telle diesen Wunsch über einen Fotografenaustausch auch umsetzen. Die Shenzhen war nicht wiederzuerkennen: Schon nach zwei Jahren hatte sich die Stadt abermals verwandelt. Verkehrschaos und nochmals gefühlte 5 Millionen Menschen mehr auf den Straßen. Vergnügungsparks und Restaurants, Zugezogene aus allen Regionen des Landes hatten das Stadtbild verändert.
Im Mai 2017, zehn Jahre nach seiner zweiten Reise, konnte Bernd Telle seine Eindrücke aktualisieren. Shenzhen war nun eine "Stadt im Grünen" geworden. Nicht nur die Millionen Leihfahrräder, auch Elektroautos und überall dieses satte Grün der inzwischen "eingewachsenen" Stadt tragen heute zur guten Luftqualität bei. Nach Beobachtung des Fotografen kann Shenzhen tatsächlich jeden Vergleich mit westlichen Metropolen in Organisation, Sauberkeit und Vielseitigkeit standhalten und zum Teil als Vorbild dienen. Bernd Telle hat Nürnbergs Partnerstadt schnell und immer laut erlebt: Ohne Smartphone lässt es sich dort augenscheinlich nicht mehr leben, und die Sicherheitsüberwachung hat Orwellsches Ausmaß erreicht. Selbstbewusst und eigenständig präsentieren sich die Menschen in ihrer Stadt, modisch und gut informiert. Vor 10 Jahren war noch eine Nachahmung unseres westlichen Lebensstils zu sehen, jetzt prägen Start-up-Unternehmen, Zukunftstechnologien und eigene Modelabels das neue Selbstverständnis der Bevölkerung. Beides nebeneinander gleichberechtigt zu leben, scheint kein Problem zu sein – Marktsozialismus als dritter Weg.
Bernd Telle, Jahrgang 1957, lebt und arbeitet in Fürth/ Nürnberg, seit 1983 selbständiger Fotograf und Fotokünstler mit eigenem Studio. Telle beteiligt sich an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland, gerne in Nürnbergs Partnerstädten, die er fast alle schon einmal bereist hat. Er ist im Berufsverband Bildender Künstler (BBK), Gründer und Mitglied des Vereins fotoszene nürnberg e.V. und auch dessen 1. Vorstand.
Zu seiner Arbeit sagt Bernd Telle selbst: "Die Fotografie war anfänglich sehr handwerklich geprägt. Es ist wichtig, den historischen Hintergrund und sich dessen Möglichkeiten bewusst zu sein." Ähnlich wie in der Malerei gestaltet Bernd Telle seine Bilder. Standpunkt, Perspektive, Licht, Ausschnitt, Tageszeit, Objektiv, Farbgebung und die Wahl des Vorder- und Hintergrundes sind geplant. Keine Effekte, die mit der Fotografie nicht unmittelbar zu tun haben.
Weitere Informationen zum Künstler
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Einen Artikel zu Bernd Telle mit weiteren Fotos finden Sie im
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Bis zum 13. August 2017 ist in der kunst galerie fürth die Ausstellung "10 im Zeichen des Hahns – 20 Jahre Regionalpartnerschaft mit Shenzhen" zu sehen.
<link http: www.fuerth.de kunstgaleriefuerth aktuelle-ausstellung.aspx _blank external-link-new-window link in neuem>kunst galerie fürth
- Kosten
- Außer dem Museumseintritt fallen keine weiteren Kosten an.