Wohnbereich im ersten Obergeschoss

Das 1. Obergeschoss, einst Wohnbereich der Familie, erreicht man über die gefächerte Wendeltreppe. An den Treppenturm schließt sich ein Vorraum an, von dem aus man die übrigen Zimmer des Geschosses erkunden kann. Die Räume vermitteln heute, wie die Lebenswelten der früheren Bewohner ausgesehen haben könnten.

Das grün gestrichene "Speisezimmer" im Stil der Renaissance wird von einem hervorragend erhaltenen Säulenschrank aus der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts beherrscht. Bis in das Jahr 2014 wurde er dem Nürnberger Bildhauer und Architekten Peter Flötner (1490-1546), einem Zeitgenossen Dürers, zugeschrieben. Die vier einzigartigen, 1610 gefertigten Glasscheiben des Zürcher Glasmalers Christoph Murer (1558-1614) zeigen die Geschichte vom Verlorenen Sohn. Ursprünglich waren sie als Ergänzung für das Verkündigungsfenster in der Hauskapelle des Probstes Sixtus I. Tucher in der Grasergasse geschaffen worden.

Der angrenzende "Barockraum" gewährt den Besuchern Einblick in das häusliche Leben dieser Zeit. Die qualitätvolle Ausstattung spiegelt den Wunsch der Patrizierfamilie, auf die selbe soziale Stufe wie der Adelsstand vorzurücken. Es finden sich hier unter anderem ein mit reichem Bandelwerk in verschiedenen Hölzern verzierter zweitüriger Schrank und feudale Familienporträts aus dem 18. Jahrhundert.

Das vom Turmvorraum erreichbare private "Arbeitszimmer" ist dem 19. Jahrhundert gewidmet. Hinter dem Schreibtisch zeigen mehrere Miniaturen und andere kleinformatige Bilder Familienmitglieder aus der Biedermeierzeit. Vier großformatige Bildnisse aus der Gründerzeit wurden von dem berühmten Münchner Malerfürsten Franz von Lenbach (1836-1904) angefertigt. Ein mächtiger Truhenschrank (19. Jh.) imitiert - ganz der Mode des Historismus entsprechend - in seinem Aufbau und dem geschnitzten gotisierenden Maßwerk ein mittelalterliches Möbelstück.

Tucherschloss in Trümmern! Im ersten Obergeschoss vermittelt ein neugestalteter Raum seit Anfang 2017 die spannende Geschichte um die Kriegszerstörung, den darauf folgenden Verfall und den schließlich geglückten Wiederaufbau des Tucherschlosses.

Die Besucher haben hier die Gelegenheit, sich ein Bild von dem gewaltigen Ausmaß der Zerstörung dieses Renaissance-Kleinods, aber auch von der umgebenden östlichen Altstadt zu machen.

Historische Fotografien und exemplarische Dokumente machen das Ringen um den fast 20 Jahre lang dauernden Wiederaufbau verständlich.

Pressematerial zur neuen Dauerpräsentation "Tucherschloss in Trümmern!"