Meisterwerke

Bildnisse und andere Gemälde

Das Museum Tucherschloss vermittelt mit seiner wertvollen Ausstattung am Beispiel der bedeutenden und einflussreichen Kaufmannsdynastie Tucher eine Vorstellung, wie die Wohn- und Lebenswelt der vornehmen Nürnberger Patrizier vom 16. bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ausgesehen haben könnte. Nahezu alle im Museum ausgestellten Exponate befinden sich noch heute im Eigentum der Tucher'schen Kulturstiftung und sind dem Museum als Leihgaben anvertraut.
Weitere Informationen zur Tucher'schen Kulturstiftung

Um die Tucher'schen Sammlungen für die interessierte Allgemeinheit öffentlich und so auch der wissenschaftlichen Forschung bekannt zu machen, hat die Tucher’sche Kulturstiftung das Projekt "Die Tucher. Eine Nürnberger Patrizierfamilie und ihre Sammlungen" initiiert und mit erheblicher finanzieller Beteiligung auf den Weg gebracht. Die Tucher'schen Familienschätze werden seit Ende 2019 sukzessive auf bavarikon, dem von der Bayerischen Staatsbibliothek betreuten digitalen Portal zur Präsentation von Kunst-, Kultur- und Wissensschätzen aus Einrichtungen in Bayern, publiziert:
Tucher'sche Kulturstiftung auf bavarikon

Über das ganze Haus verteilen sich herausragende Bildnisse und andere Gemälde: Aus der Werkstatt Michael Wolgemuts, des Lehrmeisters Albrecht Dürers, stammt das kleine Porträt des zu Lebzeiten als "Jerusalemfahrer" verehrten Hans VI. Tucher (1428-1491). Ursprünglich war das Bildnis mit dem der Ehefrau Ursula Harsdörffer zu einem Diptychon (Doppelbildnis) zusammengefügt. Hans VI. wurde als Autor seines in zig Auflagen gedruckten Reiseberichts ins Heilige Land weit über Nürnbergs Grenzen hinaus berühmt. Das 1483 datierte und von Hans VI. Tucher für seine Schwägerin Adelheid Tucher gestiftete Epitaph (Gedächtnisbild) beeindruckt durch die topografisch erstaunlich präzise Wiedergabe der Stadt Jerusalem.

Hans Schäufelein, ein Mitarbeiter Albrecht Dürers, hat 1537 das bemerkenswerte Ehe-Diptychon der Tucherschloss-Erbauer Lorenz II. Tucher und seiner Frau Katharina Straub gemalt. Bildnisse der Nürnberger Renaissance-Maler Lorenz Strauch, Nicolaus Juvenel und Nicolaus Neufchatel oder des Münchner "Künstlerfürsten" der Gründerzeit, Franz von Lenbach (1836-1904), ergänzen die Porträtsammlung. Ein großes barockes Altarblatt mit der Ecce-Homo-Darstellung von Matthäus Merian d. J. (1621-1687) war – wie auch die Skulptur eines vergoldeten Christusknaben auf der Weltkugel – ursprünglich Bestandteil eines monumentalen, von der Tucher-Familie gestifteten Barockaltars in der Nürnberger Kirche St. Sebald: Der Altar wurde im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs weitestgehend zerstört, die beiden Fragemente sind heute in der "Hinteren Schatzkammer" des Museums präsentiert.

Mobiliar und Tapisserie

Einen prachtvollen, hervorragend erhaltenen Säulenschrank im "Speisezimmer" im 1. Obergeschoss des Museums schrieb die wissenschaftliche Forschung bis ins Jahr 2014 dem Entwurf des bedeutenden Renaissance-Bildschnitzers Peter Flötner, einem Zeitgenossen Albrecht Dürers, zu. Eine archivalische Quelle für diese einstige Zuweisung ist bislang nicht belegt. Überdies sind alle Räume mit qualitätvollem Mobiliar – verschiedenartige Schränke, Tische, Truhen, Stühle und Kredenzen – aus vier Jahrhunderten ausgestattet. An den Wänden hängen feine Verdüren und Wirkteppiche mit vegetabilen und tierischen Motiven aus Flandern und Frankreich; allesamt im 16. und 17. Jahrhundert gefertigt. 

Fayencen, Glas- und Goldschmiedekunst

Das Tucherschloss besitzt einen reichen Schatz an qualitativ hochwertigen Glaspokalen und
-bechern, Delfter Fayencen und Erzeugnissen aus den in Nürnberg seit 1711 gegründeten Manufakturen.

Im großen Festsaal des zweiten Obergeschosses finden sich Beispiele des Besten, was Nürnbergs Goldschmiedekunst je hervorgebracht hat: ein versilberter und feuervergoldeter Hochzeitspokal – die so genannte "Doppelscheuer" – und das berühmte achtteilige, anschließend in Limoges emaillierte Tucher'sche Gießgeschirr. Beides schuf der bedeutendste Nürnberger Goldschmied des 16. Jahrhunderts, Wenzel Jamnitzer (1508-1585).
Das Tucher'sche Tafelservice

Teil der ursprünglichen Ausstattung im Festsaal sind die Glasfenster mit Darstellungen aus den antiken Götter- und Heldensagen, die um 1540 in der Werkstätte des Nürnberger Glasmalereimeisters Augustin Hirsvogel gefertigt wurden.

Das "Verkündigungsfenster" aus der Werkstatt Veit Hirsvogels in der Eingangshalle und die vier farbigen Glasscheiben des Zürcher Künstlers Christoph Murer mit dem Gleichnis vom Verlorenen Sohn (entstanden 1610) im Speisezimmer des ersten Obergeschosses gehören allerdings nicht zur Erstausstattung des Schlosses: Sie wurden ursprünglich für die Garten- bzw. Hauskapelle des Tucher-Anwesens in der Grasersgasse geschaffen.