Schaustück des Monats März 2018
Schwarzer Peter – Nur ein Kinderspiel?
Spezialführung mit Lisa Hrubesch, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Deutschen Spielearchivs Nürnberg
Wie geläufig die Redewendung "jemandem den Schwarzen Peter zuschieben" heute noch ist, erinnert daran, wie fest das Schwarze-Peter-Spiel einst in der Alltagskultur verwurzelt war. Ziel des Spiels ist es, durch geschicktes Kartenziehen Paare zu bilden und diese abzulegen. Aber unter den Spielkarten ist eine unpassende Karte, die niemand gerne erhält und alle schnell wieder loswerden möchten – der "Schwarze Peter". Wer am Ende diese Karte in der Hand hält, hat verloren und bekommt einen schwarzen Kohlestrich ins Gesicht. Schadenfreude ist wesentlicher Bestandteil des Spiels.
Wie lange das Spiel schon mit normalen Spielkarten gespielt wird, ist ungewiss, Mythen ranken sich um die Erfindung des Spiels im Dunstkreis des gefürchteten Räubers Peter Petry. Mit Sicherheit aber lässt sich sagen, dass ab dem Biedermeier eigens für das Spielprinzip gestaltete Kartenspiele produziert wurden. Das älteste bekannte Schwarze-Peter-Spiel ist eine dreisprachige Ausgabe, die um 1840 erschien. Die Abbildungen auf der Schwarzer-Peter-Karte veränderten über die Zeit ihre Gestalt und erzählen uns heute eine kleine Kulturgeschichte der Gemiedenen, ihrer gesellschaftlichen Exklusion und alltagskulturellen Diskriminierung – mal für Erwachsene, mal für Kinder, mal satirisch, mal pädagogisch, mal augenzwinkernd.
In der englischen Version des Spiels ist es lange eine "alte Jungfer" und auch der Schornsteinfeger muss oft als Symbol und Sinnbild für den unbeliebten Pechvogel herhalten. Besonders typisch ist aber die stereotypisierende Darstellung von schwarzen Menschen auf der unbeliebten Schwarzer-Peter-Karte. Schon ein Spiel aus der Mitte des 19. Jahrhunderts zeigt einen karikierten schwarzen Menschen der von Weißen gejagt wird. Mit dem Beginn des deutschen Kolonialismus wird diese Form der Schwarzer-Peter-Karte zum Standard. Gerade in Zusammenhang mit dem Spielprinzip sind diese Spiele Zeugnis für den damals alltäglichen Rassismus.
- Kosten
- Eintritt frei