Große Wappenschüssel, im Fond Allianzwappen der Familien Grundherr von Altenthann und Fürer von Haimendorf, Nürnberg 1723. Bildnachweis: Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg
pomeranzenkuebel
kabarettschale
walzenkrug
22. September bis 25. November 2012

Nürnberg weiß-blau

Eine Ausstellung der Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg mit Unterstützung des Germanischen Nationalmuseums und der Sammlung Helmut Neuner.

300 Jahre Nürnberger Fayence - Manufaktur

Es gibt verschiedene Materialien aus denen Keramiken hergestellt und mehrere Techniken mit denen diese bemalt werden können. Die Technik der "Fayencen" wurde durch die Mauren in Spanien eingeführt. Über Mallorca kamen diese bunten Keramiken nach Italien, wo man diese Keramikart "Majolika" nannte. In Frankreich gab man den aus dem italienischen Faenza eingeführten Keramiken den Namen "Faience". In den deutschsprachigen Gebieten hat sich vor allem die zweite Bezeichnung durchgesetzt.

Bis Anfang des 18. Jahrhunderts machten sogenannte "Hausmaler" - hauptsächlich Goldschmiede und Glasmaler - Nürnberg für besonders fein bemalte Fayencen weit über Süddeutschland hinaus berühmt. Namentlich kann hier Georg Friedrich Grebner genannt werden. Die dafür notwendigen Gefäße führten die Hausmaler als sogenannte "Weißware" vorwiegend aus den großen Fayenceproduktionsstätten Hanau und Delft nach Nürnberg ein. In Nürnberg selbst wurde bis dahin so gut wie keine Fayencen hergestellt.

Eine Spezialität der Hausmaler waren Wappenteller, die das Nürnberger Patriziat gerne in Auftrag gab, um diese in ihren Repräsentationsräumen auf Borden und Kaminen und in speziellen Schränken zu präsentieren. Aus der Tucherschen Sammlung des Museums Tucherschloss können in der Ausstellung mehrere dieser sehr schönen Teller mit Allianzwappen gezeigt werden, die anläßlich von Eheschließungen in Auftrag gegeben wurden.

Die Gründung der Manufaktur

Am 26. Mai 1712 gründeten die "Venediger Glas- und Krughändler" Christoph Marx, Heinrich Gottfried Hemmon und Johann Conrad Romedi die Nürnberger Fayence-Manufaktur. Die Gründer waren nicht nur Kaufleute, ersterer entstammte zudem einer alten Nürnberger Zinngießerfamilie, die sich durch die für die Krüge notwendige Zinnmontage ein zusätzliches Produktionsfeld erhoffte. Für die Produktionsstätte wurden keine neuen Gebäude errichtet sondern innerhalb der Nürnberger Stadtmauern vorhandene Häuser zusammengelegt. Sie befand sich in der heutigen Kartäusergasse 18-20, also auf dem Gelände des Neubaus des Germanischen Nationalmuseums. Zeitweise beschäftigte die Fayence-Manufaktur bis etwa 20 Dreher. Zu den namentlich bekannten Malern zählten Georg Michael Tauber und Mitglieder der Familie Kordenbusch. Weiß-blaue Dekore wurden typisch für die Nürnberger Manufaktur.

Dekorvielfalt und ein breites Formenspektrum ließen das Nürnberger Unternehmen rasch zu einer der bedeutendsten Fayence-Manufakturen im süddeutschen Raum werden. Die anfänglich durch die hohe künstlerische Qualität der Malerei begründeten guten Absatzzahlen erlitten einen deutlichen Einbruch, als 1769 die Einfuhrbeschränkungen für fremde Waren in Nürnberg wegfielen. Dennoch verstand es die immer noch im Familienbesitz befindliche Nürnberger Fayence-Manufaktur, durch Erschließung neuer Absatzmärkte die Produktion bis etwa 1840 aufrecht zu halten. In den letzten Jahren produzierte sie vor allem die in bäuerlichen Kreisen des Nürnberger Umlandes sehr beliebten "Spruchteller", vorwiegend in gelblichen Farbtönen. Noch um 1800 zahlte die Fayence-Manufaktur die meisten Steuern eines Nürnberger Betriebes und war damit kein unbedeutendes Gewerbe. Die Nürnberger Fayence-Manufaktur bestand länger als die meisten anderen Manufakturen in Deutschland.

Um 1910 wurden bei einem Erweiterungsbau des Germanischen Nationalmuseums die historische Fayence-Manufaktur freigelegt. Die damals gemachten Funde befinden sich heute im Germanischen Nationalmuseum. Einige Beispiele dieser stadtarchäologisch interessanten Zeugnisse können in der Ausstellung präsentiert werden.

"Fayencen": ein Thema für institutionelle und private Sammler 

"Fayencen" sind ein klassisches kunsthandwerkliches Sammelgebiet sowohl von Museen als auch von Privatsammlern. Mit dem teilweise Erwerb 1933 der qualitativ besten Sammlung von Nürnberger Fayencen, die jemals zusammengetragen wurde, nämlich der Sammlung des Potsdamers Paul Heiland, konnte die Stadt Nürnberg eine ungewöhnlich geschlossene und vollständige Sammlung aller von der Nürnberger Fayence-Manufaktur hergestellter Formen und Muster erwerben. 1995 wurde dieses Konvolut als Leihgabe an das Germanische Nationalmuseum gegeben.

Das Germanische Nationalmuseum sammelte ebenfalls Nürnberger Fayencen, die in den 1980er Jahren durch die Übernahme der Bestände des Gewerbemuseums der Landesgewerbeanstalt ergänzt wurden. Damit befinden sich im Germanischen Nationalmuseum wesentliche Bestände der Nürnberger Fayencen, die erhalten geblieben sind.

Der Nürnberger Sammler Hemut Neuner (geb. 1942) sammelt seit vielen Jahren Keramik. Er konzentrierte sich in den letzten Jahren in auf Krüge, die vornämlich aus Nürnberg stammen. Seine Sammlung enthält zudem wichtige Einzelstücke der Produktion der Nürnberger Hausmaler.

Ergänzt wird die Präsentation durch moderne Fayencen der Keramikerin Sigrid Frey im Innenhofe des Stadtmuseums Fembohaus.

Mit dieser Ausstellung wird nicht nur die Geschichte der Nürnberger Fayence-Manufaktur erstmals in einer Ausstellung thematisiert, sondern durch die Zusammenführung von institutionellen und privaten Sammlungen wird ein Blick auf ein bisher wenig beachtetes Feld des Nürnberger Kunsthandwerkes möglich.

<link internal-link>Pressematerial zur Ausstellung "Nürnberg weiß-blau"

Eröffnung der Ausstellung

Freitag, 21. September 2012 um 18 Uhr
Stadtmuseum Fembohaus, Burgstraße 15 

Begleitausstellung

Ergänzt wird die Ausstellung durch eine Präsentation moderner Fayencen der Keramikerin Sigrid Frey im Innenhof des Stadtmuseums Fembohaus. 

Führung

Mittwoch, 10. Oktober 2012, 15 Uhr
Dr. Silvia Glaser, Leiterin der Sammlung Gewerbemuseum und Design im Germanischen Nationalmuseum

Vermittlungsprogramm in Kooperation mit dem Kunst- und kulturpädagogischen Zentrum der Museen in Nürnberg (KPZ): 

Öffentliche Führungen durch die Ausstellung

Ab dem 30.9. jeweils sonntags um 14.00 Uhr

Individuell buchbare Gruppenführungen

Kunst- und Kulturpädagogisches Zentrum der Museen in Nürnberg (KPZ)
Tel.: (0911) 13 31 - 238
E-Mail: <link mail>erwachsene@kpz-nuernberg.de