Johann Adam Delsenbach: Nürnbergischer Prospect von St. Sebald an, gegen die güldne Gans, 1716. Bildnachweis: Theo Noll
21. Mai bis 4. Oktober 2015

Johann Adam Delsenbach
Ein Chronist des barocken Nürnberg

Dieses Jahr steht Nürnberg im Zeichen eines Doppeljubiläums: Vor 300 Jahren erschien die erste Folge der so genannten "Nürnberger Prospekte" des Kupferstechers Johann Adam Delsenbach (1687-1765). Mit mehr als 100 Blättern gehören sie zur umfangreichsten Serie von Stadtansichten auf hohem künstlerischem Niveau. Der Zyklus zeigt das architektonische Erscheinungsbild der Reichsstadt in der Zeit des Barock, gibt aber auch Einblick in das interessante, zuweilen auch deftige öffentliche Leben der Stadtbevölkerung. Im Jahre 2015 jährt sich zudem das Todesjahr Delsenbachs zum 250. Mal. Beides ist für den Förderverein Kulturhistorisches Museum Nürberg e.V. und das Stadtmuseum Fembohaus Anlass, im 1. und 2. Stock eine Ausstellung zum Schaffen dieses Künstlers zu präsentieren, die neue Perspektiven auf ihn und seine Zeit wirft.

Die "Nürnberger Prospekte"

Mit einer Auswahl von Kupferstichen aus Delsenbachs Vedutenserie "Nürnberger Prospekte" wird die Kunst des Meisterstechers und seiner Zeit amüsant und bisweilen recht drastisch präsentiert. In drei Folgen (1715-1725) dokumentierte der Künstler das barocke Nürnberg. In der Ausstellung steht die Schilderung des gesellschaftlichen Lebens im Mittelpunkt: das Handels- und Transportwesen, der Kleinhandel, die Krankenpflege und eine Reihe heute "ausgestorbener" Berufe wie etwa Schäfer, Seiler, Kutscher, Gerber oder Zöllner.

Wie kein anderer hielt Delsenbach "seine" Stadt mit ihren Brücken, Kirchen und Bürgerhäusern sowie außerhalb der Stadtmauern liegenden Schlössern und Herrenhäusern fest. Er schilderte die Ständegesellschaft mit ihrem vornehmen Patriziat ebenso wie Menschen aus den niederen Ständen. Neben teilweise recht deftigen Genreszenen sind in den Stichen auch genaue Informationen über das Leben und die Alltagskultur im frühen 18. Jahrhundert enthalten. Mit besonderem Blick auf die Details stellt die Ausstellung Delsenbach erstmals nicht nur als Architekturkenner, sondern auch als Beobachter und Dokumentaristen der Gesellschaft seiner Zeit vor.

Der Künstler

Johann Adam Delsenbach (1687-1765) gelang es, obwohl aus einfachen Verhältnissen stammend, als Kupferstecher in den Dienst des kaiserlichen Hofs in Wien aufzusteigen. Aufgrund seiner soliden Ausbildung in Nürnberg – Lehrzeit als Kupferstecher, anschließend Studium an der Nürnberger Malerakademie – wurde er zu einem der gesuchtesten Grafiker seiner Zeit. In Leipzig und Wien arbeitete er als Portraitist der Besitzungen seiner Auftraggeber. In Wien war er für den kaiserlichen Oberbaudirektor Johann Bernhard Fischer von Erlach und dessen Sohn als Illustrator berühmter Architektur-Lexika tätig. Eines dieser Exemplare wird in der Ausstellung präsentiert. In technischer Hinsicht erreichte er durch sein unermüdliches Schaffen höchste Virtuosität.

Aufgrund des Ausbruchs der Pest in Wien kehrte Delsenbach 1713 nach Nürnberg zurück und schuf die erste Folge seiner "Nürnberg Prospekte". Zwischen 1718 und 1722 weilte er nochmals in Wien, wo er für Anton Florian Fürst von Liechtenstein tätig war, dessen Besitzungen er dokumentierte. Nach dem Tod des Mäzens kehrte er 1722 endgültig in seine Geburtsstadt Nürnberg zurück und ließ sich in einem Haus am Inneren Laufer Tor nieder. Kontinuierlich erfolgte sein sozialer Aufstieg, bis er 1733 als Genannter im Größeren Rat der Stadt Aufnahme fand. Auftraggeber wie die Patrizierfamilien Imhoff, Holzschuher, Ebner von Eschenbach und Volckamer (Stich der Reichskleinodien) trugen zu seinem Ruhm bei.