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Schaustück des Monats Juni 2012: Johann Justin Preißlers Deckengemälde "Die Apotheose des Aeneas". Öl auf Leinwand, 1731/32 (Ausschnitt).
01. bis 30. Juni 2012

Schaustück des Monats Juni 2012
"Die Apotheose des Aeneas"

Johann Justin Preißler, 1731/32, Öl auf Leinwand 

Auch im Jahr 2012 setzen wir unsere beliebte Sonderreihe "Schaustück des Monats" fort, in der wir Ihnen besondere Exponate aus dem Besitz der Stadt Nürnberg vorstellen. Der Juni ist Johann Justin Preißlers Deckengemälde "Die Apotheose des Aeneas" aus dem Jahr 1731/32 gewidmet, das über den Juni hinaus noch bis zum 2. September 2012 in der Ausstellung "1662-1806. Die Frühzeit der Nürnberger Kunstakademie" im Stadtmuseum Fembohaus zu sehen ist.

Auftraggeber und Bestimmung

1730 hatte Graf Christian zu Wied-Runkel das Haus in der Nürnberger Johannisstraße 30 (heute: Nr. 34, Standort des "Orpheum") erworben. Kurz nach Erwerb erfolgte der Aus- und Umbau des Anwesens auf ein standesgemäßes Niveau. Den Auftrag, den Deckenspiegel im "Neuen Saal" mit einem Gemälde zu versehen, erhielt der junge Maler Johann Justin Preißler (1698-1771). Dieser genoss seine erste künstlerische Ausbildung durch seinen Vater Johann Daniel Preißler, den damaligen Direktor der Nürnberger Malerakademie. Nachdem Johann Justin Preißler einige Zeit selbst die Akademie besucht hatte, reiste er 1724 zur Vervollkommnung seiner künstlerischen Fähigkeiten nach Italien, wo er sich zu einem Antikenkenner mit großem Wissen um mythologische Themen entwickelte.

Das Bildthema

1731/32 noch voll von den Eindrücken seiner Zeit in Italien, hatte Preißler seine Arbeit an dem Deckengemälde begonnen. Als Bildmotiv wählte er – nach der literarischen Vorlage aus Ovids "Metamorphosen" – die Apotheose des Aeneas. Er gibt die Szene wieder, in der Venus ihren Vater Jupiter darum bittet, ihren Sohn Aeneas – einen trojanischen Kriegshelden – zur Gottheit zu erheben. Im weiteren Verlauf der Geschichte wird Venus mit ihrem Taubengespann zum Fluss Numicius fahren und ihm befehlen, alles Sterbliche von Aeneas abzuwaschen. Daraufhin wird Venus Aeneas salben und seine Lippen mit Ambrosia und Nektar bestreichen, wodurch er zur Gottheit erhoben wird.

Das Gemälde zeigt links den knienden Aeneas in antikisierender Rüstung. Neben ihm steht seine Mutter Venus, die ihn ihrem rechts außen sitzenden Vater Jupiter empfiehlt. Zur rechten Jupiters befindet sich dessen Gemahlin Juno mit ihrem Attribut, dem Pfau. Der Vogel ist – etwas nach rechts versetzt – oberhalb des Bildzentrums platziert und verweist als Wappentier der Familie von Wied an dieser herausragenden Stelle auf den Eigentümer des Gemäldes bzw. den Hausherren. In der Mitte der unteren Bildhälfte kniet Cupido und zielt mit seinem Pfeil auf einen imaginären Besucher des Saales. Er stellt damit die Verbindung zwischen der gemalten Götterwelt und der realen Welt unterhalb des Deckengemäldes her.

Anfang des 19. Jahrhunderts wurden die Gebäude des Wiedischen Gartenanwesens abgerissen. Der Verbleib des Deckengemäldes blieb zunächst unklar, bis es 2007 in einem Depot der Gemälde- und Skulpturensammlung der Stadt Nürnberg wiederentdeckt und 2012 restauriert wurde.