Puppe, Stube, Küche
Im traditionellen Erziehungsverständnis sollten kleine Mädchen im Spiel auf das spätere Führen eines Haushaltes vorbereitet werden. Eine Abfolge von Puppenküchen zeigt an Beispielen aus vier Jahrhunderten, wie genau das häusliche Wirtschaften in seinen sozial und regional unterschiedlichen Formen nachempfunden wurde. Ausgewählte Utensilien aus Puppenküchen verdeutlichen zudem Techniken für das Herstellen von Lebensmitteln. Zum Thema Hauswirtschaft zählt natürlich auch das Einkaufen in den reich bestückten Buden und Läden der Sammlung.
Puppenstuben und Puppen zeigen die spielerische Verflechtung der Mädchen mit Wohnkultur, Familie und Mode. Die ausgestellten Puppenstuben reichen zeitlich vom Biedermeier über Historismus und Jugendstil bis in die 1940er Jahre. Sie verdeutlichen nicht nur einen Wandel des Wohnstils, sondern geben auch ein anschauliches Bild des bürgerlichen Familienlebens. Auch die gut sortierten Modeläden sind in hohem Maße Kulturdokumente. Schließlich wird anhand zahlreicher Exponate die Entwicklung der Puppe vom Mode- und Anschauungs- zum Spielobjekt im Zeitraum von etwa 1750 bis in die 1950er Jahre hinein dokumentiert.
Spielen mit Figuren
Ein Raum mit schöner Rokokostuckdecke aus der ursprünglichen Bausubstanz des Hauses beherbergt historische Aufstellfiguren aus Zinn, Papier, Masse, Zelluloid und Kunststoff. Frühe Beispiele aus Nürnberger und Fürther Offizinen stellen überwiegend Szenen und Motive des täglichen Lebens dar. Sie belegen die hohe Kunstfertigkeit der lokalen Zinngießer und Graveure, die Franken im 19. Jahrhundert zum Mekka der Zinnfigurenwelt werden ließen.
E. P. Lehmann Spielzeug
E. P. Lehmann Patentwerk zählt zu den ganz großen Namen der Spielzeuggeschichte. 1881 von Ernst Paul Lehmann in Brandenburg an der Havel gegründet, erlangte die Firma mit ihren originell gestalteten mechanischen Blechspielwaren rasch internationale Berühmtheit. Autos, Lastwagen, Luftschiffe und eine Fülle von witzig bewegten Tier- und Menschenfiguren begeisterten über Jahrzehnte hinweg die Kinderwelt. Das seit 1950 in Nürnberg ansässige Unternehmen war vor allem bekannt für seine Lehmann Großbahn (LGB).
Abwechslungsreich inszeniert entwirft die 2002 eingerichtete Dauerausstellung ein Panorama der Firmengeschichte. Mit weit über 300 Exponaten wird hier die weltweit bedeutendste Sammlung des berühmten Lehmann-Blechspielzeugs ausgebreitet.
Informationen zur Geschichte der Firma E.P. Lehmann finden Sie in der
Pressemitteilung zum Erwerb der Lehmann-Sammlung
Lichtspiele
Optisches Spielzeug vor der Bilderflut: Bis zum Ausgang des 19. Jahrhunderts befriedigten zahlreiche, heute fast vergessene Medien die Schaulust von Kindern und Erwachsenen. Im Familienkreis dramatisierten Schattenspiele und Papiertheater Geschichten für Jung und Alt. Wanderschausteller entführten auf Jahrmärkten ein gebanntes Publikum mit Guckkästen und den Projektionen ihrer Zauberlaternen in fremde Welten. Im bürgerlichen Haushalt dienten kleinere Varianten im Spielzeugformat - vielfach hergestellt von Nürnberger Fabrikanten - der Unterhaltung und Bildung der ganzen Familie. Faltperspektiven und hinterleuchtete Dioramen boten reizvolle räumliche Darstellungen von historischen Ereignissen und Schauplätzen.
Eine neue Qualität plastischer Abbildung eröffnete ab etwa 1850 die fotografische Technik der Stereoskopie. Mit Lebensrad, Wundertrommel und Praxinoskop erlernten die Bilder langsam das Laufen. Doch erst mit der Erfindung des Films an der Wende zum 20. Jahrhundert gelang der große Sprung in den Kosmos der lebenden Bilder.
Die Museumseinheit bietet faszinierende Einblicke in die reizvolle Welt der Lichtspiele und gibt Gelegenheit, selbst die Wirkungsweise von Wundertrommel und Stereoskopie zu erkunden.