- Hersteller:
Automatic Musical Instrument Co.
- Datierung:
1958
- Maße:
H: 152 cm, B: 85 cm, T: 72 cm
- Gewicht:
ca. 150 kg
- Technische Daten:
Netzspannung 220-240 Volt; Serielle Datenübertragung von Tastatur zu Wechselmechanismus; 200 Wahlmöglichkeiten
Die Urform der Musikbox
Louis T. Glass, ein Angestellter von Thomas Alva Edison entwickelte aus dessen berühmter Erfindung, dem Phonograph, sozusagen die Urform der Musikbox. Vor rund 125 Jahren, im November 1889, konnte ein erstauntes Publikum für einen "Nickel" (5 Cent) über Stethoskop ähnliche Kopfhörer erstmals leise Musik hören, eine Sensation!
Der Weg von diesem frühen Walzengerät zum Schallplattenautomat war dank des Erfindungsgeistes der amerikanischen Pioniere nicht allzu weit.
Die Entwicklung der Musikbox
Die Automatic Musical Instruments Company, kurz AMI, wurde 1909 in Grand Rapids im US-Staat Michigan gegründet und produzierte zunächst das technische "Innenleben" von Nickelodeons. AMI entwickelte dafür den so genannten Multi-Reproducer, einen hydraulischen Wechselmechanismus, der auch für die Entwicklung der späteren Musikbox von Bedeutung war. 1927 schließlich brachte AMI als einer der ersten Hersteller ein Gerät auf den Markt, das über einen automatischen Plattenwechsler verfügte.
Nach diesem kontinuierlich verbesserten Prinzip funktionierte auch unsere Musikbox. Nach dem Münzeinwurf, hierzulande pro Lied 20 Pfennig (oder 6 für eine Mark), und der Auswahl des Musiktitels per Tastendruck ging's los. Der Wechselmechanismus schickte den Greifer zum Plattenmagazin, dieser hob die gewünschte Scheibe aus dem angewählten Fach und legte sie auf den Plattenteller. Automatisch setzte sich der Teller in Bewegung, der Tonarm senkte sich und dem Hörgenuss des Lieblingshits und einem Tänzchen stand nichts mehr im Wege.
Die AMI 200
Die AMI 200, zeitgemäß in "Spearmint green" lackiert, ist ein stilistisch wie technisch ausgereiftes Modell des so genannten "Silver Age" (ca. 1954–1962). Modelle dieser Ära spielten beidseitig Vinyl-"Singles" ab, verfügten über bis zu 200 Wahlmöglichkeiten und einen deutlich verbesserten Klang, ab 1959 in Stereo (für die AMI 200 wurde noch in ihrem Erscheinungsjahr die entsprechende Nachrüstung vom Hersteller angeboten). Silver Ager fallen ins Auge durch ihr "Straßenkreuzer-Styling" – Hochglanzlack, Neonbeleuchtung, gebogtes Glas, und viel, viel Chrom. Typisch auch – die sichtbar gemachten Wechselmechanismen.
Und warum werden die schnittigen, von Sammlern hochpreisig gehandelten Oldtimer auch Jukebox genannt? "Juke Joints" hießen in den Südstaaten die angeblich anrüchigen Lokale, in denen Black Music gespielt und dazu getanzt wurde. Anrüchig? Klingt doch vielmehr nach jeder Menge Spaß...
Ein kurzer Video-Clip zeigt die Jukebox in Aktion (.mp4-Datei 4,84 MB)
Reihe "Starke Stücke, kleine Schätzchen"
Text: Regine Franzke