Verborgene Schätze.
Einblicke in die Sammlung Industriekultur 1979-2016
Bereits in der 1979 beginnenden Phase der "Projektgruppe Industriekultur" stand das Ziel eines eigenen Museums klar vor Augen und damit die Notwendigkeit einer eigenen Sammlung. Diese sollte Bereiche umfassen wie Alltagskultur (Wohnen, Haushalt etc.), Arbeitsleben (Maschinen, Geräte, Werkzeuge, Arbeitsgegenstände, aber auch Schriftstücke, Druckwerke, Fotografien etc.), Freizeit und Vereinsleben, Verkehr und Mobilität, Gesundheit, Persönliche Dokumente und viele mehr. Im Mai 1982 begann die Zeit des systematischen Sammelns von Objekten mit einer schon damals so bezeichneten "Sammlungsaktion": Mit Aufrufen in Presse und Rundfunk wurden die Nürnbergerinnen und Nürnberger gebeten, alltägliche Gegenstände aus Kellern und Dachböden zu kramen und dem zukünftigen Museum zu überantworten. Die Beteiligung war groß, vieles wurde gebracht – der Grundstock war gelegt.
Derzeit umfasst die Sammlung Industriekultur rund 18.000 Objekte. In den vergangenen 35 Jahren wurden Dinge von unterschiedlichster Herkunft und Beschaffenheit angenommen oder erworben, die alle eines gemeinsam haben: Sie dienen der Recherche, Dokumentation und Darstellung einer Lebenswelt, die seit dem Beginn der Industrialisierung in immer rascheren Schritten teils gravierenden Veränderungen unterworfen war. Technik-, industrie- und alltagsgeschichtliche Gegenstände und Dokumente aus den 1870er bis 1970er Jahren beleuchten Lebensbereiche wie Arbeit, Alltag und Freizeit der letzten zwei Jahrhunderte. Die Sammlung "Alltagskultur" spielte dabei von Anfang an eine besondere Rolle, da die alltäglichen Objekte, zum Beispiel Mobiliar und Ausstattungsstücke, die ihren Besitzer oftmals ein Leben lang begleiteten, die er bewahrte und weitergab, interessante Einblicke in persönliche Lebensumstände, aber auch in gesellschaftliche, technische und wirtschaftliche Entwicklungen geben und dem heutigen Betrachter nahebringen können.
Zum Fundus des Hauses zählen außerdem vormals private oder unternehmerisch geprägte Sammlungen, wie zum Beispiel die Schöller-Sammlung historischer Lebkuchenverpackungen, eine Sammlung Nürnberger Werbevignetten oder die Sammlung von Emailgegenständen und -schildern. Die meisten Sammlungsbereiche der Industriekultur aber begannen mit einzelnen Objektgruppen, zu denen sich im Lauf der Jahre weitere hinzugesellten, wie der Bereich Nähmaschinen und Bügeleisen. Letztere etwa veranschaulichen den mühevollen und beschwerlichen Arbeitsalltag der Frau, den technischen Fortschritt und die rasante Entwicklung einer elektrifizierten Welt.
Nur ein Bruchteil der umfangreichen Sammlung Industriekultur wird dauerhaft im Museum präsentiert. Tausende von Sammlungsobjekten ruhen im Verborgenen: im Depot. Gelegentlich verlassen einige davon ihren Aufbewahrungsort und gehen als Leihgaben an andere Museen auf Reisen oder werden, zeitlich begrenzt, als Beispiele zur Veranschaulichung von Themenbereichen in den Sonderausstellungen des Hauses eingesetzt. Anders in der aktuellen Sonderausstellung: Diese widmet sich zur Gänze den "verborgenen Schätzen" als solchen, den Sammlungen selbst, und gibt Einblicke in ein breitgefächertes Spektrum, das seit den Anfängen des Projekts Industriekultur vielgleisig erweitert und vervollständigt wird. Eingebettet in ihren historischen Kontext oder als Beispielexponate von Sammlungsfeldern werden unterschiedlichste Exponatgruppen präsentiert, viele davon zum ersten Mal. Darunter befinden sich antiquarische Kostbarkeiten ebenso wie einfachste Alltagsgegenstände vergangener Tage – Dinge, die zu bewahren zu den Kernaufgaben des Museums Industriekultur zählt.
Einen Bericht zu Regine Franzke, der Kuratorin der Ausstellung, können Sie im Museenblog lesen
Tatort Museum: Die Sammlungskuratorin