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Schaustück des Monats Juli 2015: Die Linotype-Setzmaschine.
1. bis 31. Juli 2015

Schaustück des Monats Juli 2015:
Die Linotype-Setzmaschine. Ein mechanisches Wunderwerk

In der beliebten Veranstaltungsreihe "Schaustück des Monats" stellen Ihnen die Museen der Stadt Nürnberg während ca. 30-60 minütiger Spezialführungen besondere Exponate aus dem Besitz der Stadt Nürnberg vor. Der Juli 2015 ist der Linotype-Setzmaschine aus dem Museum Industriekultur gewidmet.

Der sogenannte Handsatz: älteste Druckform mit beweglichen Bleilettern

Das älteste Verfahren zur Herstellung von Druckformen mit beweglichen Bleilettern ist der Handsatz, der wie folgt abläuft:
Die Lettern befinden sich im Setzkasten in Fächern sortiert. Der Schriftsetzer entnimmt daraus die einzelnen Lettern und den Leerraum bzw. die Leerzeichen und legt sie in einen Winkelhaken ab, so dass eine Schriftzeile entsteht. Jeweils mehrere Zeilen werden aus dem Winkelhaken genommen und auf dem Setzschiff zu Satzspalten zusammengefügt. Diese werden dann im Stahlrahmen der Druckform fixiert und kommen in die Druckmaschine.
Der Handsatz erfordert viel Geschicklichkeit und Routine, er ist umständlich und zeitraubend, schließlich müssen die nicht mehr benötigten Druckformen später auch wieder auseinandergenommen und die Lettern in die Fächer des Setzkastens zurückgelegt werden. Ein Vorgang, der bis zum Schluss Konzentration erfordert, damit die Schriftzeichen nicht als "Fische" in falschen Fächern abgelegt werden.

Die Mechanisierung und damit die Beschleunigung des Druckens hatten längst begonnen, während die Satzherstellung am Ende des 19. Jahrhunderts nach wie vor per Hand erfolgte. Die Stundenleistung eines geübten Setzers betrug ungefähr 1400 Zeichen. Das reichte bei Weitem nicht aus, um mit der rasant wachsenden Produktionsgeschwindigkeit der Druckmaschinen mitzuhalten. Mindestens sechs Setzer waren erforderlich, um einen Maschinendrucker mit Arbeit zu versorgen. Besonders bei der Zeitungsherstellung war die Satzarbeit ein bedeutender Posten in der Kalkulation und man benötigte zahlreiche Setzer, um das tägliche Erscheinen zu gewährleisten. Es gab zahlreiche Versuche zur Verbesserung des manuellen Setzens aber nur eine Lösung: die Mechanisierung.

Die Mechanisierung des Druckens: Otto Mergenthalers "Linotype"

Zahlreiche Erfinder versuchten sich an der Lösung dieses technisch anspruchsvollen Projektes, der erhoffte Erfolg blieb aber vorerst aus. Bis 1886: Der in die USA ausgewanderte Deutsche Ottmar Mergenthaler hatte das Problem gelöst. Die von ihm entwickelte Zeilensetz- und Gießmaschine "Linotype" (a line of types) wurde erstmals bei der "New Yorker Tribune" beim Satz eingesetzt. Nach wenigen Jahren waren in Amerika mehr als 700 Maschinen im Einsatz, und 1896 wurde die Linotype durch die "Mergenthaler Setzmaschinenfabrik" in Deutschland eingeführt.

In der Folgezeit gab es weitere Versuche, obwohl mit der Mergenthalerschen Erfindung das Satzmaschinenproblem als gelöst betrachtet werden kann. Hier soll noch auf zwei Maschinen hingewiesen werden, die zum einen zeitlich eng mit der Linotype zusammenhängen und zum anderen parallel zur Linotype mehr oder minder große praktische Bedeutung erlangten: den Typographen und die Monotype.
Die Vorteile des Typographen lagen in seinem einfachen Mechanismus und in der soliden Konstruktion. Er wurde neben der Linotype zur am meisten verbreiteten Zeilengieß- und Setzmaschine.
1897 kam die Einzelbuchstabensetz- und Gießmaschine "Monotype" heraus. Ein Vorteil der Monotype war die Möglichkeit, Handsatztypen zu gießen. Durchgesetzt haben sich Linotype, Typograph und die Monotype.

Das Ende der maschinellen Bleisatzentwicklung zeichnete sich ab, als die Foto- und Lichtsetzmaschinen die Bleisatzmaschinen aus der Satzherstellung verdrängten. Erfunden bereits fünfzig Jahre früher, begann die serienmäßige Entwicklung von Fotosetzmaschinen in den 1950er Jahren.

In der historischen Druckwerkstatt des Museums Industriekultur führt ein Setzer mit jahrzehntelanger Berufserfahrung vor, wie das Zeilengießen am technisch-mechanischen Wunderwerk Linotype einst vor sich ging.

Kosten
Außer dem Museumseintritt fallen keine weiteren Kosten an.

Führungen zum Schaustück des Monats