In Memoriam Prof. Dr. Hermann Glaser

Vater der Nürnberger Industriekultur

Im Frühjahr 1979 rief der damalige Nürnberger Kulturreferent Hermann Glaser ein neues Projekt ins Leben, das "Centrum Industriekultur". Dessen Ziel war es, das Zeitalter der Industrialisierung in Nürnberg zu ergründen. Dabei ging es nicht allein um Technik- und Firmengeschichte, sondern im Besonderen auch um die Lebensverhältnisse der Menschen, um Arbeitswelt und Alltagsleben der sog. Kleinen Leute – um "Geschichte von unten". Ein ganzheitliches Bild der Epoche sollte erforscht und dargestellt werden: Fabrikanten und Arbeiter, Handwerker und Beamte, Läden und Bureaus, Villen, Mietwohnungen und Gartenstädte, Straße und Schiene, Intellektuelle, Künstler und Sportler, Vereine, Gewerkschaften und vieles mehr. Und dies alles am Beispiel der Entwicklung einer Stadt – am Beispiel Nürnbergs, dem einstigen "industriellen Herz Bayerns". Ein faszinierendes Projekt!

Darüber hinaus galt es, als Grundstock eines zukünftigen Museums eine vielschichtige Sammlung aufzubauen und erste Ausstellungen zu realisieren.

Mit einer ungewöhnlichen, spannenden Ausstellungsidee des Kulturreferenten weckte das zukünftige Museumsteam Interesse und Skepsis zugleich: "Leitfossilien – Expeditionen ins Alltägliche". 1982 überzeugte eben diese Ausstellung schließlich auch die hartnäckigen Skeptiker - die Industriekultur war im geschichtlichen Bewusstsein Nürnbergs angekommen.

Die Ausstellung "Lebensgeschichten einer Metallarbeitergeneration" 1984 in der Norishalle und die große Jubiläumsausstellung im Eisenbahnjahr 1985 "Zug der Zeit – Zeit der Züge" – "150 Jahre Deutsche Eisenbahn" auf dem Gelände des ehemaligen Tafelwerkes beeindruckten schließlich auch den Nürnberger Stadtrat, so dass 1988 das Museum Industriekultur eröffnet werden konnte, neun Jahre nach dem Beginn als kleine Projektgruppe im Kulturreferat bei Hermann Glaser, dem großen Vordenker, Ideengeber und bewundernswerten, nimmermüden Kämpfer für das Bürgerrecht Kultur.

Zum Tod von Hermann Glaser erschienen zahlreiche Nachrufe, darunter:
Nordbayern.de
Saarbrücker Zeitung
Bayerische Staatszeitung
Focus online