Der menschliche Körper als Bildträger für Tätowierungen
Dr. Ole Wittmann hielt am Donnerstag, den 4. Juli, im Rahmen der aktuellen Sonderausstellung einen reich bebilderten Vortrag über die internationale Kunstform der Tätowierungen und ihre Geschichte, mit Fokus auf deren Einordnung in die Kunstwissenschaft. Er befasste außerdem sich mit der Frage, inwiefern deren gattungsspezifische Eigenschaften den künstlerischen Prozess beeinflussen. Hierzu stellte er Charakteristika des Mediums Tattoo und der menschlichen Haut als Bildträgerin vor.
Im Anschluss fand eine rege Diskussion rund um sozialpolitische und stilistische Inhalte statt: Sind Tätowierungen tatsächlich Kunstwerke bzw. was macht sie zu solchen? Sind Tattoos in die Gattung der Grafik einzusortieren? Wo sähe man den nächsten Meilenstein in der technischen Weiterentwicklung bei Tattoo-Maschinen? Praxisnahe Erfahrungsberichte von Fachleuten im Publikum ergänzten den anregenden Austausch.
Ole Wittmann (Institut für deutsche Tattoo-Geschichte e.V.)
Der Hamburger Kunstwissenschaftler erforscht das Phänomen der Tätowierkunst unter kunsthistorischen Gesichtspunkten. Wittmanns Dissertation Tattoos in der Kunst. Materialität – Motive – Rezeption erschien 2017. Im selben Jahr veröffentlichte er in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig die erste Publikation zum Nachlass des Hamburger Tätowierers Christian Warlich (1891–1964): ein Tattoo-Vorlagealbum von Warlichs Kollegen Karl Finke. 2019/2020 kuratierte Wittmann die Sonderausstellung Tattoo-Legenden. Christian Warlich auf St. Pauli am Museum für Hamburgische Geschichte. Nachdem die Schau aufgrund der COVID-19-Pandemie geschlossen werden musste, konzipierte Wittmann einen virtuellen Rundgang. Das mit dem Annual Multimedia Award in Gold ausgezeichnete, partizipative Projekt wurde zur Online-Ausstellung Christian Warlich Digital Exhibit Pt II fortentwickelt. Wittmann ist Gründungsmitglied, Forschungsleiter und Vorstand des Instituts für deutsche Tattoo-Geschichte e.V. (IDTG).
Ort der Veranstaltung
Hirsvogelsaal des Museums Tucherschloss
Eingang über Treibberg 6
90403 Nürnberg
- Dauer
- ca. 60 Minuten
- Kosten
- Eintritt frei