Den Namen "Grüner Elefant" verdankt die Zündapp KS 601, Nürnbergs legendärstes Motorrad der 1950er Jahre, der außergewöhnlichen Farbe und ihrer enormen Durchzugskraft. Nach langer, sehr umfangreicher Restaurierung und teilweisem Neuaufbau bereichert nun ein seltenes "Elefanten"-Geländegespann die Dauerausstellung des Museums Industriekultur.
In den 50ern war Nürnberg die Hochburg der Motorradindustrie und Zündapp zählte zu den bedeutendsten Herstellern. Im Motorsport engagierte man sich nicht auf der Straße, sondern ausschließlich in Gelände- und Zuverlässigkeitswettbewerben.
Das motorsportliche Engagement der Nürnberger Motorradwerke in den "Boomjahren" des sogenannten Wirtschaftswunders hatte seinen eindeutigen Schwerpunkt bei Gelände-Zuverlässigkeitswettbewerben. Anders als bei Straßenrennen wurden bei diesen Wettbewerben seriennahe Fahrzeuge eingesetzt, die dann nicht selten direkt in die entsprechende Firmenwerbung eingingen. An diesen Wettbewerben nahmen Fahrzeuge aller Hubraumklassen teil, von den leichten 50 ccm Solomaschinen bis zum 600er "Elefanten"-Gespann mit der erfolgreichen Zündapp Werks-Mannschaft. Durchweg ging es um das Ausloten von Grenzen der Belastung und Zuverlässigkeit von Mensch und Maschine, nicht um Spitzengeschwindigkeit.
Zündapp setzte nie ein eigens für den Sporteinsatz entwickeltes Motorrad ein. Vielmehr griff man auf reguläre Serienmaschinen zurück und modifizierte diese werksseitig gezielt für das Einsatzgebiet. Ein hochgezogener Auspuff beispielsweise ermöglichte Wasserdurchfahrten, ein Unterbodenschutz verhinderte ein Durchschlagen der Ölwanne, ein vergrößerter Tank ermöglichte lange Distanzen und ein leichter, verkleinerter Seitenwagen sorgte für die notwendige Beweglichkeit im Gelände. Dementsprechend diente nun als Basis für die Restaurierung ein serienmäßiges (Unfall-)Elefanten-Gespann.
Da die Komponenten, die ein Geländegespann ausmachen, heute kaum oder gar nicht mehr zu finden sind, musste manches nachgebaut und manches im In- wie im Ausland aufgetrieben werden, wie beispielsweise der voluminöse "Schorsch Meier Tank" oder der rückwärts laufende Tacho. Der einst im Auftrag von Zündapp bei Steib produzierte Geländeseitenwagen musste gar komplett neu aufgebaut werden, da kein originales Exemplar überlebt hat.
Dies sind nur einige Beispiele für die große Herausforderung, die der langjährige "Restaurator" in Sachen Motorräder, Gustav Franke, bewältigt hat. Unterstützt wurde er von einem umfangreichen "Zündapp-Netzwerk", für das die Experten Jochen Zarnkow und Günter Sengfelder hier exemplarisch genannt seien.
Weitere Fotos können Sie in einer virtuellen Ausstellung bei Google Arts & Culture sehen
Der Grüne Elefant
Mehr über den Motorrad-Experten Günter Sengfelder können Sie in einem Beitrag des Museenblogs lesen
Der Berater