Netzwerk Dürer
Vernetzung ist nicht erst eine Erfindung der Gegenwart. Albrecht Dürer war eingebunden in die dichte kommunikative Verflechtung des europäischen Humanismus. Seine Werke sind zu einem kunsthistorischen Weltereignis geworden, das bis heute Millionen Besucher begeistert.
Die sich ab 1500 rasant verbreitenden Medien Buch, Druckgraphik und Briefkultur ermöglichten es den Menschen, standesübergreifend in Kontakt zu bleiben und einander Neuigkeiten aus Wissenschaft und Kultur zu vermitteln. Das ließ natürlich den Wunsch aufkommen, die Persönlichkeit des Briefpartners nicht nur schriftlich, sondern auch bildlich präsent zu haben. So erlebten zwei Kunstgattungen einen gewaltigen Aufschwung, weil sie klein und handlich waren: die Bildnismedaille und das druckgrafische Porträt.
Vor diesem Hintergrund gewinnen Dürers meisterhafte Kupferstich-Bildnisse von Pirckheimer, Erasmus oder Melanchthon eine völlig neue Qualität - es sind Bilder, mit denen und über die kommuniziert wurde.
Dürer unterhielt einen umfassenden Briefwechsel. Für die Ausstellung wurden Nürnberger Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, Dürers Briefe aus Italien an seinen Freund Willibald Pirckheimer vorzulesen. Der Besucher erfährt, was Dürer von den Italienern hält, wie er über seine Familie dachte oder was er alles für Pirckheimer in Venedig einkaufen musste.
In der direkten Gegenüberstellung mit unseren heutigen, sich ständig wandelnden Kommunikationssystemen will die Dürer-Stadt Nürnberg mit dieser Ausstellung vor allem eines zeigen: Die Teilhaber von Netzwerken sind im Bild und bleiben präsent - mitunter über Jahrhunderte.