Prof. Dr. Dieter Blume
Sternbilder der Renaissance
Der Vortrag beleuchtet die Rolle der Bilder für die Geschichte der Astronomie und wird einen Schwerpunkt im 15. Jahrhundert haben. In diesem Zusammenhang spielen erste Bemühungen um eine Kartographie des Sternhimmels eine große Rolle, die offenbar parallel in Florenz und Wien erfolgten und die Voraussetzung für jene von Albrecht Dürer gezeichneten Sternkarten bilden.
Prof. Dr. Dieter Blume, Professur für Kunstgeschichte des Mittelalters, Friedrich-Schiller-Universität Jena
Dr. Martin Roland
Malen nach Zahlen?
Die Wiener Sternkarten von 1435 im Spannungsfeld von Astronomie und künstlerischem Anspruch
Albrecht Dürer war auf Grund seiner Erfahrungen in Italien natürlich in der Lage, muskulöse nackte Körper zu entwerfen, wie sie uns in seinen Sternkarten begegnen. Der Vortrag zeigt jedoch, dass sich der große Meister fremder Vorlagen bediente. Diese stammten nicht - wie zu erwarten wäre - aus Italien, sondern aus Wien. Zudem waren sie 80 Jahre alt. Sie werfen ein ganz neues Licht auf die Weltoffenheit des mittelalterlichen Buchwesens und zeigen, dass schon 1435 die Antike so verständnisvoll rezipiert wurde, dass sie dem Renaissancemenschen Dürer zum Vorbild werden konnte.
Dr. Martin Roland, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Institut für Mittelalterforschung
Dr. Elly Dekker
The Making and Meaning of the Nuremberg Maps of 1503
The most comprehensive study of the Nuremberg maps, made in 1503 by Conrad Heinfogel in collaboration with an anonymous artist under the patronage of Sebastian Sperantius, was carried out by Voss more than seventy years ago. The present contribution focuses on a few issues that complement this and later studies. Some concern the projection and the star catalogue used in constructing the celestial hemispheres, others the meaning of the maps as a whole. This meaning is discussed in terms of the macrocosm/ microcosm analogy, which presumes that what happened in the celestial realm was linked to human life on earth.
Dr. Elly Dekker, Niederlande
Dr. Thomas Schauerte
Albrecht Dürer und Johannes Stabius - zwei Universalisten in kaiserlichen Diensten
Johannes Stabius († 1522), der Naturwissenschaftler und kaiserliche Hofhistoriograph aus Oberösterreich, stand schon vor den gemeinsamen Arbeiten mit Albrecht Dürer an den Sternkarten in engem Austausch: Bereits 1512 war er mit dem Bild- und Textmaterial zur "Ehrenpforte" für Kaiser Maximilian I. an den Künstler herangetreten, der ihn auch portraitiert hat. Zugleich gehörte der Humanist seit Jahren dem engeren Freundeskreis um den deutschen "Großhumanisten" Konrad Celtis an, der wiederum seit mindestens 1495 intensiv bis gegen 1502 mit Dürer zusammengearbeitet hatte. Diese erstaunlich engen Verflechtungen bilden den intellektuellen Hintergrund für die Entstehung der Sternkarten und sollen hier näher untersucht werden.
Dr. Thomas Schauerte, Museen der Stadt Nürnberg
Prof. (em.) Dr. Günther Görz
Fixsterntabellen, Instrumente und die Grundlagen der Kartierung des Himmels in der Renaissance
Zur Konstruktion einer Sternkarte wird ein Katalog benötigt, der die Positionen der Fixsterne auf der scheinbaren Himmelskugel in einem gegebenen Koordinatensystem verzeichnet. Im Falle Dürers liegt ein zeitlich angepaßter Katalog zugrunde, der auf den antiken Astronomen Claudius Ptolemaeus zurückgeht. Nach einem kurzen Blick auf Entstehung und Überlieferung dieses Katalogs betrachten wir einschlägige Instrumente, Koordinatensysteme und Beobachtungstechniken. Kartierungen wie die von Dürer benötigen Projektionsverfahren für die Himmelskugel und ihre Kreise in die Ebene, auf die abschließend eingegangen wird. Einige Fragestellungen und Lösungsansätze werden durch einschlägige Computerprogramme illustriert.
Prof. (em.) Dr. Günther Görz, Department Informatik, Universität Erlangen-Nürnberg und MPIWG, Berlin
Dr. Thomas Eser
Kommunale Wissenspflege.
Ursprung und Ursachen des Sammelns von Scientifica durch die Stadt Nürnberg seit 1500
Dreidimensionale, mit Personennamen verbundene Scientifica wie der Behaim-Globus oder das Astrolab des Johannes Regiomontanus sind heute prominente Museumsexponate. In ihnen personalisiert sich die individuelle wissenschaftliche Leistung berühmter Nürnberger Forscher der Dürerzeit. Überraschend früh wurden sie auch Sammlungsgegenstände in der städtischen Bibliothek, mit denen – das steht zur Frage – die Stadt einen Wissens- und Instrumentenpool für die praktische Anwendung aufbauen wollte oder andere Ziele verfolgte. Der Beitrag untersucht die kommunalen Motivationen für dieses frühe Sammeln "Wissenschaftlicher Instrumente", wobei sich die Motivationslagen weit über den Bereich der angewandten Wissenschaft hinaus bewegten.
Dr. Thomas Eser, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg
Dr. Hans Gaab
Sternkarten und -globen in Nachfolge der Himmelskarten von Dürer
Die Dürersternkarten waren die ersten gedruckten Sternkarten, die es je gab. Für das 16. Jahrhundert gibt es mehr als 50 Objekte (Sternkarten, Globen, Deckengemälde) auf denen ihr Einfluss nachweisbar ist. Die drei wichtigsten hiervon werden im Vortrag vorgestellt, wobei durch den Vergleich mit den Nachfolgekarten auch geklärt wird, was typisch für Dürer an dessen Karten ist.
Dr. Hans Gaab, Fürth