Das Dürer-Haus im Laufe der Zeit

Deutschlands berühmtester Grafiker, Maler und Kunstheoretiker Albrecht Dürer wurde 1509 in den Äußeren Rat der Freien Reichsstadt Nürnberg gewählt; auf dem Höhepunkt seines gesellschaftlichen Ansehens erwarb er auch das stattliche Haus. Fast 20 Jahre, bis zu seinem Tod 1528, lebte und arbeitete er am Tiergärtner Tor – damals aber kein idyllisches Altstadt-Quartier, sondern ein lauter Verkehrsknotenpunkt. Und auch mit seiner Frau Agnes und seiner Mutter, mit Lehrlingen, Gesellen und Dienstboten dürfte es eher lebhaft zugegangen sein.

Auch nach Dürers kinderlosem Tod geriet die Bedeutung des Hauses nie ganz in Vergessenheit. Und so spielte das Haus beim Dürer-Jubiläum von 1828 eine herausragende Rolle: Das einzige Künstlerhaus des Spätmittelalters außerhalb Italiens wurde nun zu einer Künstler-Gedenkstätte – vermutlich der weltweit ersten der Neuzeit.

Wie durch ein Wunder überstand das Dürer-Haus die Vernichtung der Nürnberger Altstadt 1945 und konnte schon vier Jahre später wieder eröffnet werden. 1971 entstand anlässlich des 500. Geburtstags Dürers der moderne Ausstellungsanbau.

Seit 2010 erfuhr das Dürer-Haus eine inhaltliche Neukonzeption. Sie konnte unter maßgeblicher Unterstützung der Zukunftsstiftung der Sparkasse Nürnberg erfolgreich abgeschlossen werden: Schon im neu gestalteten Eingangsbereich wird deutlich, dass Veränderungen im Gange sind, denn in Gestalt des berühmten Selbstporträts von 1500 begrüßt nun der Meister persönlich die Besucher. Leben und Werk werden in der neuen Medienstation "Der digitale Dürer" anhand von 43 ausgewählten Werken aus Dürers 43 Schaffensjahren erfahrbar gemacht. Seit Ende 2010 bietet das Grafische Kabinett im 3. Obergeschoss endlich einen würdigen Rahmen, um die Grafik Albrecht Dürers, seiner Zeitgenossen und Interpreten, aber auch bedeutender Grafiker bis in die Neuzeit aus den Beständen der Grafischen Sammlung der Museen der Stadt Nürnberg zu präsentieren. 2012 gelang die Eröffnung des Dürer-Saals, in dem sein malerisches Hauptwerk in wertvollen historischen Kopien nun im Wechsel mit Sonderausstellungen zu besichtigen ist. Der letzte große – und eigentlich auch wichtigste – Schritt aber ist die neue Besucherführung, die alles Neue im Gesamtkontext zur Geltung bringt. Auf allen Ebenen moderner musealer Kommunikation vermittelt das Dürer-Haus nun einen lebendigen und interaktiven Einblick in Werk und Persönlichkeit, Leben und Zeit des Meisters.