Deckel des Spiels "Ausziehen – Laufen – Los!".
Ausziehen – Laufen – Los!: SpielplanAusziehen – Laufen – Los!: Spielplan, Detail
Kategorie:

Laufspiel / Würfelspiel

Hersteller:

J.W. Spear & Söhne in Nürnberg

Künstler:

Gustav Müller

Datierung:

1936

Material:

Pappe; Papier; Holz; Zinn

Maße:

H 22 cm; B 31 cm

Das Segelflugspiel Ausziehen-Laufen-Los! ist ein Vertreter der vielen Brettspiel-Umsetzungen von Sportarten zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Es war reizvoll zu versuchen, die Faszination eines Outdoor-Sports auf ein Spielbrett zu bannen. Im vorliegenden Fall wissen wir sogar, wer dieser leidenschaftliche Segelflug-Sportler war: Spears Haus- und Hofgrafiker Gustav Müller – auch genannt "Maler Müller" -, der hier erst- und einmalig das Spiel nicht nur grafisch gestaltet, sondern auch selbst ersonnen hat. Damals war es nicht üblich, den Autoren oder Erfinder eines Spiels zu nennen, und so findet sich auch hier kein Hinweis auf den Urheber des Spiels. Doch befindet sich ein beträchtlicher Nachlass seiner Arbeit im Spielzeugmuseum Nürnberg, so dass viele Spielegrafiken dem "Maler Müller" zugewiesen werden können.

Das Spiel selbst ist ein einfaches Laufspiel mit Ereignisfeldern, die aber nicht einer klassischen Form folgen (wie z.B. dem spiralförmigen Gänsespiel), sondern sich auf dem Spielplan mit den Segelfliegern in Schlangen, Schleifen und Spiralen durch die Luft bewegen. Die roten Felder markieren dabei die Ereignisse, die das Flugzeug entweder zurückwerfen, weiter vorankommen lassen, den Spielern Punkte bringen oder auch abziehen. Bei der Schilderung der Ereignisse hat Gustav Müller einige Ausdrücke seines Sports untergebracht, wie "Hangrutsch", "Fernziel-Überfliegung", "Auf- und Abwind", "Wolkenflug" usw.

21. landet an einem entfernten Hang, muß das Abschleppen bezahlen (3 Minuspunkte) und beginnt wieder am Startplatz.

37. Die Kumuluswolke gibt guten Aufwind bis Nr. 41.

50. zweiter Höhenpreis, erhält 15 Pluspunkte, wird aber einmal beim Würfeln übergangen.

Cover und Spielplan sind gewohnt dynamisch und grafisch hervorragend gestaltet. Sie zeigen den begeisterten Einsatz der Segelflieger für ihren Sport, wenn auch aus der Ferne. Der Fokus liegt klar auf den Fluggeräten selbst, nicht auf den einzelnen Sportlern. Am deutlichsten aber zeugt der Eingangstext von der Leidenschaft des Spieleerfinders, der, wie wir vermuten, ebenfalls von Gustav Müller selbst stammt. Der Traum vom Fliegen wird durch diesen Sport für ihn wahr.

"Unvergleichlich schön ist das Segelfliegen. Ruhig und sicher trägt der Wind das Flugzeug durch die Luft. Kein Motorgeräusch stört die Stille. Mit dem stolzen Gefühl des Bezwingers gibt sich der Flieger dem Reiz des Augenblicks hin. Der Raum gehört ihm, jedem Hebeldruck folgt das Flugzeug wie ein williges Pferd. Der Mensch fliegt – sein Urtraum ist Wirklichkeit geworden.

Wir wollen mit unserem Spiel einigermaßen den Verlauf eines Segelfluges schildern. Vom Start weg verfolgen wir den Flug der Maschine, der oft genug durch angenehme und unliebsame Zwischenfälle unterbrochen wird, bis zur Landung."