Bernward Thole mit seiner Scrabble-Krawatte.

Schweren Herzens teilt das Haus des Spiels mit, dass Bernward Thole, der Gründer des Deutschen Spielearchivs, am 18. Dezember 2023 im Alter von 87 Jahren in Marburg verstorben ist. Mit dem promovierten Literatur- und Medienwissenschaftler Thole verliert die deutschsprachige Spielelandschaft eine ihrer prägenden Figuren. Ergriffen von Sammelleidenschaft und einer wissenschaftlichen Neugierde hatte Thole seit den späten 1960er Jahren zunächst privat Brett- und Gesellschaftsspiele zusammengetragen. Statt dem bloßen Anhäufen zählte aber die inhaltliche, auch kritische Auseinandersetzung mit den Spielen, was 1978 zur Gründung des Vereins "Spiel des Jahres" führte. Kurz darauf mündete sein Engagement für das Kulturgut Spiel, dessen Potenzial er frühzeitig erkannte, in der Gründung des Deutschen Spielearchivs 1985. Angegliedert an die vielfältigen Vereinshandlungen gewann das Spielearchiv rasch an Substanz und Umfang. Für den Gründer bedeutete dies nicht nur große finanzielle Verpflichtungen, sondern auch einen enormen organisatorischen Aufwand, der mit seiner Anstellung an der Universität Marburg austariert werden musste. Schließlich gelangte das Deutsche Spielearchiv 2010 nach Nürnberg, wo es seither das Herzstück im Haus des Spiels bildet.

Thole gelang dabei der Spagat, die persönliche Passion für das Spiel wissenschaftlich zu unterfüttern und einem landesweiten Publikum nahezubringen. Bei allem akademischen Eifer war ihm stets der Spaß am Spielen ein Herzensanliegen – die plötzliche Freude, die spontane Kreativität, der geteilte Moment mit anderen. Auf gemeinsamen Spieleabenden, Wohltätigkeitsveranstaltungen und Vorträgen wirkte seine Begeisterung für das Medium Spiel auf Menschen sämtlicher Schichten und Altersklassen ansteckend. Dies wurde auf höchster Ebene honoriert: 1997 erhielt Thole den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, 2006 auch noch die Goldene Ehrennadel seiner Wahlheimat Marburg. Als das Deutsche Spielearchiv 2010 nach Nürnberg verkauft wurde, blieb er Ehrenmitglied beim "Spiel des Jahres" und lebte seine Begeisterung für das Spiel im Verein "Spielebrücke e.V." und im privaten Umfeld aus. Das Haus des Spiels und die Museen der Stadt Nürnberg sprechen der Familie, den Angehörigen und spielerischen Wegbegleiter_innen ihr herzliches Beileid aus.