Peter Wichmanns NMBR 9: Wer gern puzzelt oder prahlt, sollte sich dieses Spiel nicht entgehen lassen, denn trotz (oder gerade wegen) seines Solitärcharakters ist dieses Spiel hochkompetitiv.
In NMBR 9 verbauen die Spieler zwanzig Polygone (je zweimal die Zahlen von 0 bis 10) eines nach dem anderen in einem mehrstöckigen Puzzle. Bei jedem Zug wird die oberste Karte eines gemischten Stapels aufgedeckt. Jede Karte zeigt ein bestimmtes Bauteil. Dieses nimmt sich jeder Spieler und legt es so in sein Puzzle, dass sich die Seiten an mindestens einem Feld berühren. In den ersten Zügen versucht man, sich so eine Grundlage zu schaffen, um neue Teile auf die alten legen zu können.
Wer aber in das nächste "Level" will, muss das Teil so legen, dass es keine Lücken überdeckt und auf mindestens zwei verschiedenen Bausteinen ruht. Die Herausforderung des Puzzelns besteht also darin, jede Ebene als Fundament der nächsten zu bauen. Je höher ein Teil liegt, desto mehr Punkte bringt es am Ende. Teile im "ersten Obergeschoss" werden einfach gewertet, Teile in der "zweiten Etage" zweifach und so weiter. Aber die Basis ganz unten, das Erdgeschoss, gibt überhaupt keine Punkte.
Das Spiel ist ein typisches Beispiel für den Interaktionsgrad bei Mehrspieler-Solitär-Varianten. Oder anders gesagt: Es gibt gar keine Interaktion zwischen den Spielern. Tatsächlich kann man das Spiel problemlos alleine spielen und genauso mit zwanzig anderen (vorausgesetzt, man hätte man genug Bauteile zur Verfügung). Es macht keinen Unterschied, denn jeder Spieler versucht sich zeitgleich am selben Puzzle. Dieser Umstand macht NMBR 9 zum perfekten Spiel für Angeber. Denn wer verliert, kann nicht behaupten, einfach Pech gehabt zu haben. Der Zufall trifft hier alle Spieler genau gleich. Der Sieger darf sich also rühmen – unabhängig von Glück und Pech – der beste gewesen zu sein. Es war seine Leistung. Ob er die in der nächsten Runde wiederholen kann, ist aber eine ganz andere Frage.
NMBR 9 wird seit 2017 bei ABACUSSPIELE verlegt. Die Spiel-Grafik stammt von der Fiore GmbH.
Text: Paul Schulz, Gewinner des Spieleautoren-Stipendiums 2017
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