Die Ausgabe der Spielefabrik Franz Schmidt (Spiele Schmidt), vermutlich aus den 60er Jahren.

Was haben ein Zylinder, ein Bügeleisen, ein Schuh, ein Fingerhut und ein Auto gemeinsam? Nicht nur die echten Zocker wissen, dass alle diese Gegenstände Spielfiguren in einem der erfolgreichsten Brettspiele überhaupt darstellen: Monopoly - das spielerische Sinnbild der kapitalistischen Gesellschaft. Man munkelt, selbst eingefleischte Kapitalismuskritiker hätten mitunter Spaß an diesem gnadenlosen Kampf um Besitz und Geld. Denn etwas muss da sein, das so viele Menschen über so viele Jahre hinweg fasziniert. Seit der seriellen Produktion durch Parker ab 1935 sind inzwischen 80 Jahre vergangen und die Begeisterung ist ungebrochen. Über 275 Millionen verkaufte Exemplare in über 110 Ländern und mindestens 43 Sprachen stehen für sich.

Dazu tragen natürlich auch clevere Marketingideen bei, die sich immer wieder interessante Varianten und Neuerungen einfallen ließen.  Angefangen bei praktischen Reiseausgaben über Junioreditionen und  Lizenzausgaben mit Pokémon, Disney, Nintendo, Big Bang Theory u.v.a., bis hin zu individualisierten Städte-  oder gar Fußballverein-Ausgaben, die auf die entsprechende Fangemeinde zugeschnitten sind. Nichts, um was es sich nicht um das berühmte Quadrat herum handeln ließe. Und auch die elektronische Welt hat Einzug auf dem Brett gehalten. Von ersten elektronischen Gimmicks in den 80er Jahren bis hin zum Tablet integrieren die Verlage (seit 1991 Hasbro) neueste Trends in das bekannte Spiel.

Da es im Grunde unmöglich ist, die gesamten 80 Jahre in unserem kurzen Geburtstagsgruß aufzuarbeiten, beschränken wir uns hier auf einige interessante Fakten und Kuriosa:

  • Als Erfinder des Spieles galt lange Zeit der Heizungsbauingenieur Charles Brace Darrow aus Pennsylvania. Aus Holzabfällen, Garnrollen, dem Armreif seiner Frau und anderem, was er am Küchentisch fand, bastelte er das Spiel, das ihn später zum Millionär machen sollte. Allerdings gelangte 1976 in einem Rechtsstreit um die Rechte am Namen "Monopoly" ein gereichtes Patent von einer Dame in den Fokus der Öffentlichkeit. Bereits 1904 hatte sich Elizabeth Magie die Rechte an ihrem Spiel "The Landlord´s Game" gesichert und sie sich mit sämtlichen Weiterentwicklungen – inkl. des Namen "Monopoly" – 1924 nochmals patentieren lassen. Parker ging damals auf Nummer sicher und kaufte Elizabeth Magie 1936 beide Patente ab – für 500 Dollar.
  • Und das, obwohl Parker das Spiel zunächst gar nicht haben wollte. 1934 lehnten die erfahrenen Redakteure desVerlags das Spiel von Darrow einstimmig ab. Im Schreiben an ihn ist die Rede von 52 fundamentalen Fehlern. Darunter die Spieldauer über 45 Minuten und das Vermissen eines eindeutigen Ziels. Und offensichtlich traute man den potentiellen Käufern den Umgang mit Hypotheken, Zinsen usw. nicht zu. Auf Umwegen gelangte aber ein von Darrow selbst produziertes Exemplar auf den Tisch des Firmenpräsidenten, der umgehend begeistert war und die Lizenz erwarb. Bereits im ersten Jahr produzierte der Verlag aufgrund der hohen Nachfrage 20.000 Spiele pro Woche und verkaufte insg. über 1 Millionen Exemplare.
  • Der Vollständigkeit halber: die Spieleerfindern, die Quäkerin Elizabeth Magie (später Phillips), wollte mit ihrem Spiel auf die antisozialen Strukturen eines Monopols hinweisen.
  • Eine internationale Besonderheit des Spiels sind natürlich die Benennung der Straßen auf dem Spielbrett. Das Zockerparadies Atlantic City war für die amerikanische Vorlage natürlich prädestiniert. Frankreich hat sich für Pariser Straßen entschieden, die Türkei für Istanbul, Italien interessanterweise für Mailand. Tatsächlich ist die klassische deutsche Version, die ab 1953 produziert wurde, die einzige Länderausgabe mit fiktiven Straßennamen. Vor dem Krieg befanden sich Berliner Straßennamen auf dem Spielbrett und die Währung waren Reichsmark. Das Spiel wurde – wohl aufgrund seines nach nationalsozialistischen Maßstäben jüdisch-spekulativen Charakters – verboten. Die vorerst letzte Erwähnung findet Monopoly im Schmidt-Spiele Katalog von 1938. Eine gängige Theorie besagt dann, dass man nach dem Krieg nicht wusste, ob Berlin Hauptstadt bleiben würde und deshalb die Straßenzüge fiktiv blieben. Vielleicht wollte man aber auch schlicht nicht an die traurige Situation der geteilten Hauptstadt erinnern.
  • Das zutiefst kapitalistische und damit westlich geprägte Spiel war in der kommunistischen DDR natürlich verboten. Bis heute gibt es z.B. keinen Vertrieb in Kuba und Nordkorea. Doch trotz des Einfuhr- und Vertriebsverbotes in der DDR wurde dort weiter Monopoly gespielt. Wie viele andere westliche Spiele wurde auch Monopoly einfach in Eigenfertigung nachgebaut.
  • Die zu Anfang benannten Spielfiguren wie das Bügeleisen, der Zylinder, das Auto etc… waren nicht in jeder Ausgabe Teil des Spiels. In alten Ausgaben des Franz Schmidt Verlags finden sich ganz normale Spielfiguren wie man sie aus dem "Mensch ärgere dich nicht" kennt. – Und ganz aktuell verschwindet nun das Bügeleisen aus den Schachteln. Hasbro rief 2012/2013 zu einer großen Abstimmung auf facebook auf. Die Fans konnten eine ungeliebte Figur durch eine neue gewählte Figur ersetzen. Somit muss nun das Bügeleisen einer Katze weichen. Laut Hasbro beteiligten sich 10 Mio. Teilnehmer aus 185 Ländern. Was wiederum beweist, wie groß das Interesse an diesem Brettspiel immer noch ist.