Nürnberg, 18./19. Jahrhundert
Material: Messing
H: 32,5 cm; Dm: 22,0 cm
Ohne Marke, nicht gepunzt
Datierung und Einordnung einer Neuerwerbung der Kunstsammlungen von Jasmin Roth
Der 2010 erworbene Sabbatleuchter, der wahrscheinlich im 18./19. Jahrhundert in Nürnberg hergestellt wurde, setzt sich aus einer sternförmigen Öllampe mit sechs Brennstellen und einem verschraubten, balustergegliedertem Schaft mit dreipassiger Hängeöse zusammen.
Vor allem im Spätmittelalter und in der Neuzeit wurden Sabbatleuchter oft als sternförmige Hängelampen angefertigt. Die Unterseite ist mit geschlagenem Kerbdekor verziert. Eine zum Leuchter dazugehörige Schale zum Auffangen von Öltropfen fehlt.
Als Tag der Ruhe und der Selbstbesinnung beginnt der jüdische Festtag Sabbat am Freitagabend und dauert bis zum Sonnenuntergang des nächsten Tages. Die jüdische Frau entzündet die Sabbat-Lichter bzw. den Leuchter und leitet somit den Sabbat ein. Anschließend vollzieht der Hausherr die Segnung des Tages, den Kiddush, indem er einen mit Wein gefüllten Becher erhebt und dazu singt.
Bis um 1500 erarbeiteten sich Nürnberger Handwerker vor allem in der Metallverarbeitung einen europäischen Rang. Bis ins 17. Jahrhundert war Nürnberg das Zentrum des deutschen Messinggusses. Einsatzgewichte, Handfeuerspritzen, Bügeleisen, aber auch Kohlebecken, Leuchter und Lampen aus Messing wurden vielfach produziert und exportiert. Außerdem wurden verschiedene Arten religiöser Geräte in Nürnberg hergestellt, von denen eine Gattung das jüdische Kultgerät war. Die Herstellung von Judaica setzte Ende des 17. Jahrhunderts ein. In größerem Maßstab fand sie allerdings erst im 18. Jahrhundert statt und lässt sich bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts nachweisen. Christliche Meister stellten die jüdischen Kiddushbecher, Chanukka-, Hawdala-, Sabbatleuchter und anderes Kultgerät her, weil Juden lange Zeit kein Handwerk ausüben durften. Da Inschriften oftmals erst später hinzugefügt worden sind, ist es deshalb schwierig die Herkunft der hergestellten Objekte zurückzuverfolgen. Es ist anzunehmen, dass Judaica aus Nürnberg vorwiegend für Auftraggeber aus Franken produziert wurden.
Der vorliegende Sabbatleuchter ist eine wichtige Neuerwerbung für die Kunstsammlungen, da er als jüdisches Kultgerät aus der Nürnberger Messingverarbeitung stammt und hiesige Handwerkskunst mit kultureller Vielfältigkeit verbindet.