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4. 1933-1945: Das Gelände im Krieg – Gefangenschaft, Zwangsarbeit und Deportation

Das Reichsparteitagsgelände im September 1939: Mit dem Überfall auf Polen löst Deutschland den Zweiten Weltkrieg aus. Statt jubelnder Teilnehmer kommen Gefangene nach Nürnberg. Die Wehrmacht funktioniert das bisherige SA-Teilnehmerlager in ein Lager für 30.000 Kriegsgefangene um. Verkehrsanbindung und Infrastruktur des Reichsparteitagsgeländes bieten dafür ideale Voraussetzungen.

Bis Kriegsende sind hier Soldaten und Offiziere aus verschiedenen Nationen inhaftiert. Ihre Überlebenschance hängt vom militärischen Rang, dem Verlauf des Krieges und der rassistischen Einordnung durch die Nationalsozialisten ab.

Wo 1938 noch tausende Parteitagsteilnehmer im Zeltlager der SA untergebracht sind, marschieren deshalb, wie auf diesem Bild zu sehen, vier Jahre später sowjetische Kriegsgefangene in Richtung ihrer improvisierten Zeltunterkünfte.

Nicht nur für die Wehrmacht ist das Areal attraktiv. Auch Privatfirmen, die Gestapo und die SS richten dort Lager ein – ganze Lagerkomplexe entstehen.

Zudem fungiert das Gelände als Drehscheibe für den Arbeitseinsatz. Von hier aus werden Soldaten und zivile Zwangsarbeiter über ganz Nordbayern verteilt. Auch in Nürnberg müssen Kriegsgefangene und verschleppte Zivilisten aus den besetzten Gebieten – Frauen wie Männer – Zwangsarbeit leisten. Im Alltag der Nürnberger sind sie allgegenwärtig.

Tausende Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter sterben während des Krieges an den katastrophalen Bedingungen oder werden gezielt ermordet. Der Bahnhof Märzfeld wird zum Ausgangspunkt der Deportationen für über 2.000 Juden aus Franken in die Vernichtungslager. Nur wenige überleben.