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2.2 Antisemitische Hochburg: Julius Streicher und sein "Stürmer"

Unter der Führung von Julius Streicher wird die Arbeiterstadt Nürnberg Mitte der 1920er Jahre nicht nur ein Zentrum der NS-Bewegung, sondern auch antisemitische Hochburg.

Seit 1871 sind Juden in Deutschland den übrigen Bürgern rechtlich gleichgestellt. Sicherheitsgefühl und Selbstbewusstsein werden durch die nur wenige Jahre später mitten in Nürnberg eingeweihte Hauptsynagoge sichtbar. Im Zuge der Kriegsschulddebatte stößt jedoch ein neuer, rassenideologisch motivierter Antisemitismus reichsweit auf wachsende Zustimmung. Viele Deutsche suchen die Schuld für die drastischen Kriegsfolgen vor allem bei "den Juden".

In Nürnberg gibt Julius Streicher seit 1923 sein NS-Hetzblatt "Der Stürmer" heraus. Die neuartige Mischung aus radikalem Inhalt und unterhaltsamen Boulevard trifft auf einen aufnahmebereiten Boden. Die wachsende antisemitische Atmosphäre veranlasst schon vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten über die Hälfte der Nürnberger Juden, ihre Heimatstadt zu verlassen.

"In Nürnberg sind schon vor dem Hitlerputsch die schwersten Ausschreitungen begangen worden", erinnert sich der jüdische Nürnberger Rudolf Bing. Die sozialdemokratische "Fränkische Tagespost" fragt im Januar 1923: "Muss dieses Gebaren nicht jedem anständigen Deutschen, ob Jude oder Christ, die Schamröte ins Gesicht treiben?"