Unbekannter Maler: Einer junge Tucherin als "Kronenbraut", 17. Jahrhundert. Die mit kostbaren Perlen verzierte "Brautkrone" war - neben Goldketten und -armbändern - traditioneller Hochzeitsschmuck der reichen Patriziertöchter. Foto: Uwe Niklas
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Spitze, Samt und Seide.
Mode zwischen Luxus und Verbot

Eine Führung von Ulrike Heß zur Nürnberger Modegeschichte des 15. bis 19. Jahrhunderts

"Mode", "Modewellen" oder "Modeströmungen" gibt es seit jeher. Seit der Antike sind "Kleidermoden" – Hüte, Hauben, Schuhe, Mäntel, Kleider, Hemden, Hosen, Frisuren, Schmuck – Ausdruck von konformer Zugehörigkeit oder individueller Abgrenzung, eines persönlichen Lebensgefühls, einer aktuellen Stimmung oder einer bestimmter Rolle.

In der freien Reichsstadt Nürnberg ließen sich ab dem 15. Jahrhundert vor allem die Mitglieder des Patriziats – der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Führungselite – porträtieren. Die von angesehenen Künstlern gemalten Bildnisse sollten den gesellschaftlichen Stand und das Ansehen der Dargestellten für die Nachwelt festhalten und sind beredtes Zeugnis für ihr Selbstverständnis und ihren Anspruch.

Aus dem Kreis der Nürnberger Patrizier hat die bedeutende Kaufmannsfamilie Tucher für ihre "Memoria" insgesamt wohl die meisten Bildnisse in Auftrag gegeben. Männer wie Frauen ließen sich zu den wichtigsten Anlässen ihres Lebens wie Verlobung oder Hochzeit von bedeutenden Malern porträtieren. So schuf Dürers Lehrmeister Michael Wolgemut ein Doppelbildnis des hoch angesehenen Jerusalemfahrers Hans VI. Tucher und seiner zweiten Ehefrau. Dessen Söhne samt Gattinnen konterfeite dann etwa 20 Jahre später, um 1500, bereits Nürnbergs berühmtester Sohn der Stadt persönlich. Und noch im späten 19. Jahrhundert beauftragten die Brüder Christoph und Heinrich von Tucher den angesagtesten Porträtmaler ihrer Zeit, den Münchener Malerfürsten Franz von Lenbach, mit ihren Bildnissen – auch hierin einer "Mode" folgend.

Ein Rundgang durch das Museum Tucherschloss ist bei der Betrachtung der Porträts zugleich eine spannende Reise durch die Nürnberger Modegeschichte vom 15. bis zum 19. Jahrhundert – und immer auch ein Stück allgemeine Zeitgeschichte. "Kleiderordnungen" gaben Regeln und konformes Verhalten vor, der Drang zur Individualität und persönliches Geltungsbedürfnis versuchten dieses zu umgehen oder zumindest aufzuweichen, der jeweilige Zeitgeist führte zu modischen Veränderungen.

So erzählt die neue Führung durch das Tucherschloss von bunter Kleidung und schwarzen Gewändern, von Pelzschauben und Radkrägen, von langen und kurzen Haartrachten der Herren, von schlichten Hauben und prunkvollen Brautkronen der Damen. Welchen Einfluss nahmen der Rat der Stadt und die Kirche auf die Kleidung? Welche Stoffe waren wem wann und wozu erlaubt? Wodurch unterschied sich in der Ständegesellschaft des Alten Nürnberg die Kleidung des einfachen Bürgers von der eines reichen Patriziers? Was mussten die Damen von Stand auf sich nehmen, um dem Schönheitsideal ihrer Zeit zu genügen?

Garantiert werden interessierte Besucher bei der Führung den ein oder anderen Aha-Moment erleben. Und eine Erkenntnis darf gewiss sein: Manches, was heute als "topmoderner Mode-Trend" vermarket wird, gab es im Grunde bereits vor 500 Jahren!

Buchung von Gruppen-Sonderführungen außerhalb der regulären Museumsöffnungzeit sind nach Absprache möglich. Informationen und Terminvereinbarung unter: Tel. (0911) 231 - 54 14

Dauer
ca. 80 Minuten
Kosten
Erwachsene: 4 EUR (zzgl. zum Eintrittspreis)
Kinder (von 4 bis 18 Jahren): 2 EUR (zzgl. zum Eintrittspreis)