Matthias Schmidt leitet mit seiner Doktorarbeit Albert Speer: Das Ende eines Mythos 1982 eine Wende der Speer-Rezeption ein und revidiert das von Speer selbst bestimmte Bild von dessen Person grundlegend. Er deckt nicht nur die Fälschung der Chronik der Speer-Dienststellen auf, sondern charakterisiert Speer als machtbewussten Karrieristen, der sich geschmeidig den jeweiligen Zeitverhältnissen anpasst.
Wie wurden Fälschungen Speers aufgedeckt?
Rudolf Wolters, ein enger Mitarbeiter Speers, führt von 1941 bis 1944 eine Chronik der Speer-Dienststellen. Eines der mindestens drei Exemplare der Chronik kann Wolters über das Kriegsende retten. Ab 1964 streicht er Passagen, die Speer und seine Mitarbeiter hätten belasten können, und lässt die Chronik neu abtippen. Speer erhält nach seiner Haftentlassung ein derart bereinigtes Exemplar samt Zusammenfassung der vorgenommenen Streichungen und kann dies als Grundlage für seine Bücher nutzen. 1969 übergibt Speer die bereinigte Version der Chronik dem Bundesarchiv Koblenz. Gleichzeitig taucht ein Band der Originalchronik in England auf. Es lassen sich Abweichungen von der bereinigten Version feststellen. Dem Ansinnen des Bundesarchivs, zum Abgleich das Original der Chronik zu bekommen, begegnen Speer und Wolters mit der falschen Behauptung, das Original sei nicht mehr zu finden.
Aus Enttäuschung über die Distanzierung Speers von Hitler in der Nachkriegszeit macht Wolters 1980 dem Historiker Matthias Schmidt die originale Version der Chronik – mit den sichtbaren Streichungen – aus seinem Besitz zugänglich. Allerdings will er seinen Umgang mit der Chronik nicht als „Fälschung“, sondern als "Kürzung" benannt wissen. Matthias Schmidt geht aber nicht auf diese beschönigende Formulierung ein.
(Aus rechtlichen Gründen kann der Film leider nicht zur Verfügung gestellt werden, der Text wurde dem Katalog zur Ausstellung entnommen.)