Blick in die Ausstellung. Foto: Rainer Lendler
28. April 2017 bis 6. Januar 2018

Albert Speer in der Bundesrepublik
Vom Umgang mit deutscher Vergangenheit

Als der Kriegsverbrecher Albert Speer am 1. Oktober 1966 aus dem Gefängnis in Berlin-Spandau entlassen wurde, waren über tausend Schaulustige gekommen und dutzende Mikrophone und Kameras aus aller Welt auf ihn gerichtet. Dies war der Beginn seiner "zweiten Karriere" als scheinbar geläuterter Zeitzeuge des Nationalsozialismus.

Albert Speer war in der NS-Zeit als erster Architekt des Reiches verantwortlich für Großprojekte wie das Reichsparteitagsgelände in Nürnberg und die Umgestaltung Berlins. Er zählte zu Hitlers engsten Vertrauten, 1942 wurde er Rüstungsminister. 1946 verurteilten ihn die Alliierten im Nürnberger Prozess zu zwanzig Jahren Haft. Nach seiner Entlassung konnte Speer durch zahlreiche Interviews und Publikationen seine bei Kriegsende entworfene und weiter ausformulierte Legende in die Öffentlichkeit tragen: Er hätte von den NS-Verbrechen nichts gewusst und sei, von der Aura Hitlers verführt, in Krieg und Judenmord unbeteiligt hineingeraten.

Die mit Unterstützung des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin erarbeitete Ausstellung des Dokumentationszentrums lässt die Speer-Legende und damit auch den Umgang der Deutschen mit ihrer Vergangenheit sichtbar werden. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Frage, warum Speers Geschichten in der BRD so lange und bei so vielen Menschen Resonanz fanden – auch noch, als die Forschung vieles längst widerlegt hatte. Speer gelang es, durch die ständige Wiederholung seines "Lebens-Tonbandes" und seine vermeintliche Authentizität eine Art Bestätigungskreislauf für seine Erzählungen zu schaffen. Mit unkritischer Bereitwilligkeit folgten Historiker, Publizisten, aber auch die deutsche Öffentlichkeit der Erinnerungsmanipulation des "guten Nazis" – nicht zuletzt, weil er eine Entlastung für jene bot, die sich selbst im Nationalsozialismus engagiert hatten.

Teil der Ausstellung waren auch Video-Interviews mit Historikerinnen und Historikern, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten Studien zur Rolle Albert Speers im Nationalsozialismus vorgelegt haben.
Experteninterviews zu Fragen, die Speer nicht beantworten wollte

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Digitaler Rundgang durch die Ausstellung "Albert Speer in der Bundesrepublik"

Den gleichnamigen Katalog zur Ausstellung können Sie vor Ort an der Kasse des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände erwerben oder direkt bei Verlag bestellen
Michael Imhof Verlag

Pressematerial zur Ausstellung

Kosten
Eintritt frei

Begleitprogramm zur Ausstellung