Barocke Stuckarbeiten

Barockstuckdecke

Die Decke im Barockvestibül im 2. Obergeschoss des Stadtmuseums ist die eindrucksvollste noch erhaltene Barockstuckdecke Nürnbergs. In den beiden Mittelfeldern findet sich das Grundmotiv: Liebe und Freundschaft. Das linke Feld symbolisiert die Liebe: Venus ist die Göttin des Liebreizes und Liebesgenusses, aber auch der Fruchtbarkeit; Amor, der ihr als ständiger Begleiter für Liebe und Freundschaft zur Seite steht, richtet seinen Pfeil auf Venus, die vergeblich zu entfliehen versucht. Das rechte Feld symbolisiert die Freundschaft: Venus und Amor sind in enger Freundschaft verbunden, auch verdeutlicht durch die beiden miteinander spielenden Kinder.

Die Figuren in den Ecken stellen die vier Jahreszeiten dar: an der Fensterseite Frühling und Sommer, an der Seite zur Treppe Herbst und Winter. In der Symbolik lässt sich der Jahreszeitenkreislauf auf den Lebenskreislauf mit Geburt, Leben und Tod übertragen. Die zahlreichen Knaben und Mädchen entwachsen teilweise Füllhörnern und tragen Schalen mit Früchten, darunter der Granatapfel als Symbol der Fruchtbarkeit.

Barocker Stuck in Nürnberg: Carlo Moretti Brentano

Christoph Jakob Behaim erteilte dem Stuckator Carlo Moretti Brentano den Auftrag, im Haus des heutigen Stadtmuseums eine prächtige Stuckdecke zu schaffen. Der Patrizier Behaim hatte 1668 Maria Sabina Pellerin geheiratet und ließ als Würdenträger der Barockzeit das von seiner Frau in die Ehe eingebrachte Haus standesgemäß in glanzvoller Weise umbauen. Die Decke wurde in einem der Repräsentationsräume des Hauses geschaffen, die in Nürnberger Patrizierhäusern im 2. Stockwerk des Vorderhauses lagen. 1674 vollendete Brentano hier seine Arbeit.

Brentano wurde um 1630 in Azzano nordöstlich von Lenno am Westufer des Comer Sees geboren und starb um 1684 im benachbarten Ort Giulino. Er erhielt seine Ausbildung in Italien, war dort als Stuckator tätig und kam wohl 1662 nach Nürnberg. Seine wichtigsten Aufträge waren die Stuckierung der Heilig-Geist-Kirche in Nürnberg, 1662 fertiggestellt, sowie die Beteiligung an der Ausführung des Stucks in der Münchener Theatinerkirche, vollendet 1664.

Die Kunst des Stuckators

Der italienische Stuckator Donato Polli (1663-1738) gestaltete 1734 drei Räume des ersten Obergeschosses im Stil des späten Barock bzw. frühen Rokoko.

Der Auftraggeber dieser fein-eleganten Stuckarbeiten, Johann Georg Ebersberger (1704-1760), hatte zusammen mit Johann Michael Franz (1700-1761) das Fembo-Haus im Jahr 1734 gekauft und die von Polli neu gestalteten Räume des 1. Obergeschosses bezogen. Die Räumlichkeiten gehören heute zu den schönsten erhaltenen Zimmern des Spätbarocks in Nürnberg.